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Budapest (Ungarn)/Cincu (Rumänien)/Eindhoven (Niederlande). Am Montag dieser Woche (15. April) ging in Rumänien die multinationale Übung „Vigorous Warrior“ der Sanitätsdienste der NATO-Länder zu Ende. Rund 2500 Soldaten und Zivilisten hatten daran teilgenommen. Nach Angaben des Bündnisses war „Vigorous Warrior 2019“ die größte Übung im Bereich der Militärmedizin, die die NATO bislang ausgerichtet hatte. 26 NATO- und 13 Partnerländer hatten Fachpersonal entsandt, so auch der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr. „Vigorous Warrior 19“ war Teil einer Übungsserie, die 2011 in Ungarn mit fünf Nationen gestartet worden war. Danach fand die Übung alle zwei Jahre statt. Ausrichter ist jeweils das in der ungarischen Hauptstadt Budapest beheimatete NATO-Kompetenzzentrum für Militärmedizin (NATO Centre of Excellence for Military Medicine, NATO MILMED COE) in enger Zusammenarbeit mit einer Gastgebernation.

Zwei Jahre nach der Auftaktveranstaltung „Vigorous Warrior 2011“ war Deutschland erstmals Gastgeber; damals beteiligten sich rund 600 Soldaten aus elf Ländern (wir berichteten). Es folgten „Vigorous Warrior 2015“ mit 14 Teilnehmerländern in der Tschechischen Republik sowie „Vigorous Warrior 2017“ mit 26 Teilnehmerländern erneut in Deutschland.

Wie der personelle Umfang, so wuchs auch im Laufe der Jahre die Zahl der Fachthemen, Aufgabenstellungen und Übungsinhalte. Die Schwerpunkte reichen mittlerweile von Fragen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge im Bereich nationaler Streitkräfte über die Besonderheiten der internationalen Zusammenarbeit bis hin zur Weiterentwicklung ausgewählter militärischer Fähigkeiten im Zuge des Rahmennationenkonzepts.

Das Hintergrundszenario der diesjährigen Übung: „Ausbrechende Kampfhandlungen unmittelbar nach Verkündung des NATO-Bündnisfalles (Artikel 5 Nordatlantikvertrag)“.

Streitkräftegemeinsames, multinationales Unterstützungssystem

Gegenstand der Fachdebatte und der praktischen Anwendung im Laufe der Übung waren etwa – um nur wenige Beispiele zu nennen – die Evaluierung von sanitätsdienstlichen Fähigkeiten zur Feststellung der Einsatzreife einer Teileinheit, verschiedene Planungsprozesse mit ihren entsprechenden Phasen, der Einsatz von Rettungs- und Arzttrupps, die Evakuierung und der Transport Verwundeter, Verfahren aus dem Bereich „Combat Search and Rescue“, der Aufbau und Betrieb mobiler Sanitätseinrichtungen, der Ablauf nationalen und multinationaler Logistikverfahren oder die Durchführung von medizinischen Maßnahmen nach einem ABC-Angriff.

Eines der Hauptübungsziele bei „Vigorous Warrior 19“ war außerdem der erfolgreiche Einsatz eines streitkräftegemeinsamen, multinationalen Systems zur Unterstützung der sanitätsdienstlichen Arbeit, das auch sämtliche „Medical C4I“-Komponenten (Medical Command, Control, Communication, Computers and Information) beinhaltete.

EATC in Eindhoven koordinierte ganz speziellen Rettungseinsatz

Die Übung „Vigorous Warrior 19“, die am offiziell am 1. April gestartet war und nach einer Woche der Vorbereitung dann am 7. April ihre eigentliche Trainingsphase erreicht hatte, fand an verschiedenen Orten statt. In Rumänien waren dies das Gefechtsübungszentrum in Cincu, die Luftwaffenbasis Baza Aeriană 71 Câmpia Turzii, die Marinebasis Constanța sowie etliche Einrichtungen in der Hauptstadt Bukarest.

Das Regional Medical Center der Amerikaner in Landstuhl sowie medizinische Zentren in Großbritannien, Ungarn und Rumänien spielten bei der strategischen Evakuierung von „Verwundeten“ und deren Versorgung eine besondere Rolle. Auch das Europäische Lufttransportkommando (European Air Transport Command, EATC) im niederländischen Eindhoven war eingebunden und beförderte auf Anforderung der italienischen Streitkräfte mit einer Lockheed Martin C-130J einen „schwerkranken Patienten“, der – so das Szenario – „mit biologischem Kampfstoff in Berührung gekommen“ war.

Enge Zusammenarbeit von militärischem und zivilem Medizinpersonal

Während der heißen Übungsphase war das gesamte medizinische Personal großem Stress ausgesetzt. So mussten in dieser Zeit mehr als 1500 „Verletzte und Verwundete“ versorgt, gut 300 (simulierte) medizinische Eingriffe vorgenommen und rund 1000 (angedeutete) Injektionen gesetzt werden. Diesem harten Drill der Fachkräfte war ein gut zweijähriger Planungsprozess vorausgegangen, für den das Budapester NATO-Kompetenzzentrum für Militärmedizin verantwortlich zeichnete.

Der Leiter des Zentrums, Oberst Dr. László Fazekas, erklärte: „Wir setzen bei jeder Übung ,Vigorous Warrior‘ einen anderen zentralen Schwerpunkt. In diesem Jahr stand die enge Zusammenarbeit mit zivilen medizinischen Kräften im Vordergrund. Alles in allem nahmen 600 Zivilisten aus vielen Nichtregierungsorganisationen teil. Auch der Katastrophenschutz Rumäniens und Ungarns hatte Personal abgestellt.“ Fazekas wies auch darauf hin, dass die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Medizinern allen Beteiligten zugutekäme. „Durch den Austausch und die gemeinsame Nutzung von Wissen, Erfahrung, Ausrüstung und Einrichtungen können wir die bestmögliche Nutzung von Ressourcen gewährleisten“, so der Leiter des Kompetenzzentrums.


Zu unserer Bildfolge:
1. und 2. Im Rahmen der NATO-Übung „Vigorous Warrior 2019“ koordinierte auch das Europäische Lufttransportkommando in Eindhoven den Spezialtransport eines Schwerkranken mit einer C-130J Hercules. Das begleitende Personal und die Besatzung mussten dabei besonders geschützt werden, da der Patient – so das Szenario – „durch einen biologischen Kampfstoff vergiftet“ worden war.
(Fotos: Aeronautica Militare)

3. und 4. Impressionen von „Vigorous Warrior 2019“ in Cincu, Rumänien.
(Fotos: NATO)


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