Koblenz/Donauwörth. 15 Jahre ist es her, seit der Vorläufer des heutigen Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, das damalige Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, den ersten deutschen Unterstützungshubschrauber Tiger (UH Tiger) zur Erprobung erhielt. Zwei Jahre später wurden erste deutsche Serien-Tiger an die deutsch-französische Flugschule in Le Luc für die Pilotenausbildung überführt. In den darauffolgenden Jahren haben sich nicht nur die Anforderungen an das Fluggerät – besonders wegen der Einsätze in Afghanistan und Mali – geändert, auch die offizielle Bezeichnung „UH Tiger“ ist mittlerweile vom Amt für Heeresentwicklung geändert worden in „Kampfhubschrauber Tiger“. Am 25. Juli erhielt die Bundeswehr nun vom Hersteller den letzten der insgesamt 68 vereinbarten KH Tiger.
Die Abnahme des letzten deutschen Tiger-Kampfhubschraubers von der Industrie durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) fand an diesem Mittwoch im Rahmen einer Feierstunde bei Airbus Helicopters statt. Zahlreiche Gäste aus den Bereichen Politik, Industrie und Streitkräfte waren nach Donauwörth gekommen, um an der Auslieferung der Jubiläumsmaschine teilzunehmen. Der Hubschrauber wird in Kürze an das Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ des deutschen Heeres in Fritzlar übergeben.
Der Tiger ist ein multinationales Rüstungsprojekt, an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind. Der mehrrollenfähige Kampfhubschrauber des deutschen Heeres hat zwei leistungsstarke Turbinentriebwerke des Typs Rolls-Royce/Turboméca/MTU-MTR-390. Sein Rumpf ist zu etwa 80 Prozent aus Verbundwerkstoffen gefertigt. Der KH Tiger wird für den Kampf gegen feindliche Führungseinrichtungen, gepanzerte Kampftruppen und logistische Einrichtungen eingesetzt.
Mit den Managementaufgaben für dieses große Rüstungsprojekt betrauten die drei Partnerländer seinerzeit die europäische Organisation für Rüstungskooperation OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Organisation for Joint Armament Co-operation). Die Projektleitung auf deutscher Ämterseite hat das Referat L4.3 im Koblenzer BAAINBw.
Einen wichtigen Part bei dem Beschaffungsvorhaben hatte über all die Jahre die Güteprüfstelle der Bundeswehr in Donauwörth. Als Teil der heutigen Abteilung „Zentrum für technisches Qualitätsmanagement“ (ZtQ) im BAAINBw führte sie über die gesamte Entwicklungszeit des Hubschraubers hinweg immer wieder umfangreiche Prüfungen durch.
In der Broschüre „Qualitätssicherung bei Aufträgen der Bundeswehr“ des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) heißt es über die Güteprüfung: [Sie] „ist ein die Vertragsabwicklung begleitender amtlicher Prüf- beziehungsweise Überwachungsprozess. Der Güteprüfprozess begleitet die Entwicklung/Produktion und kann analytische Prüfungen (wie etwa die aufragnehmerseitige Nachweisdokumentation) sowie Inaugenscheinnahme von Prozessen und (Teil-)Produkten beinhalten.“ Weiter ist festgelegt: „Der Auftraggeber [hat] vor Auslieferung der Leistung einen Freigabevermerk zu erteilen. Dieser ist Voraussetzung für die Auslieferung an den Auftraggeber.“
Am 25. Juli wurde nun bei Airbus Helicopters mit der Unterschrift eines Vertreters des Bundesamtes – Abteilung ZtQ/Referat ZtQ 4.2 – auf der Konformitätserklärung die sogenannte Realisierungsphase im Projekt beendet. Mit der Unterschrift wurde zugleich bestätigt, dass „auch der letzte Tiger alle von der Bundeswehr geforderten technischen Anforderungen erfüllt“.
Michael Kohlhaas, Projektleiter „KH Tiger“ im BAAINBw, bezeichnete den 25. Juli als einen guten Tag für alle Beteiligten. Zugleich sei dieser Mittwoch noch nicht der Schlusspunkt des Rüstungsvorhabens. Jetzt gelte es, „mit viel Energie die erforderlichen Anpassungen in der Nutzungsphase des Tigers anzugehen“. So erhalten beispielsweise mehr als 30 deutsche Tiger, die nach jahrelangem Einsatz nicht mehr auf dem „aktuellen Stand“ der Technik sind, bald einsatzbezogene Upgrades in ihrer Hard- und Software.
Oberst Ulrich Ott, Kommandeur des Internationalen Hubschrauberausbildungszentrums in Bückeburg und General der Heeresfliegertruppe, blickte bei der Veranstaltung zur feierlichen Abnahme der letzten deutschen Tiger-Maschine bei Airbus Helicopters noch einmal auf die vergangenen 17 Jahre zurück, in denen er mit dem Projekt eng verbunden war. Die Flugeigenschaften dieses Drehflüglers bezeichnete Ott als hervorragenden: „Der Tiger ist einfach klasse zu fliegen!“
Die Aufnahme vom 10. Juni 2017, entstanden beim „Tag der Bundeswehr“ auf dem Heeresflugplatz Faßberg, zeigt eine deutsche Tiger-Maschine beim Überflug.
(Foto: Tim Rademacher/Wikipedia/unter Lizenz CC BY-SA 4.0 – vollständiger Lizenztext:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Kleines Beitragsbild: Zwei Kampfhubschrauber Tiger des deutschen Heeres am 27. Mai 2011 auf dem amerikanischen Militärflugplatz Grafenwöhr kurz vor dem Start.
(Foto: Rick Frost/U.S. Army)