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Berlin. Beginnen wir heute einmal mit Militärgeschichte: Am 17. März 1813 hatte sich erstmals ein König von Preußen direkt an sein Volk gewandt, um es zur Unterstützung in einem militärischen Konflikt aufzurufen. Bereits am 10. März, am Geburtstag seiner verstorbenen Gemahlin Luise, hatte dieser Monarch, Friedrich Wilhelm III., mit dem Eisernen Kreuz eine ganz besondere Auszeichnung gestiftet. Dieses Eiserne Kreuz sollte jedem Soldaten und Bürger verliehen werden, der sich in besonderer Weise im militärischen Einsatz und um den Staat verdient gemacht hatte. Heute ist das Eiserne Kreuz das unverwechselbare Markenzeichen der Bundeswehr. Die katholische Friedensbewegung Pax Christi will es nun abschaffen.

Das Eiserne Kreuz steht für Freiheitsliebe, Gleichheit und Tapferkeit. Vor zwei Jahren, am 10. Mai 2016, stellte der Reservistenverband in Berlin bei seinem Parlamentarischen Abend eine ganz besondere Initiative vor. Er präsentierte das Eiserne Kreuz als Anstecknadel. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Oswin Veith, seit August 2016 Präsident des Verbandes, sagte bei der Veranstaltung über das neue Abzeichen: „Wir wollen das Engagement unserer Reservisten für die Freiheit und den Schutz unseres Landes stärker sichtbar machen. Das Eiserne Kreuz steht wie kein anderes Symbol für die Feststellung ,Ich diene Deutschland‘ und ,Ich habe gedient‘. Unser Ziel ist es, das Eiserne Kreuz zu einem gemeinsamen, die Reserve verbindenden, verbandsübergreifenden Symbol zu machen.“

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erhielt beim Parlamentarischen Abend als Erste das neue Abzeichen. Schon kurze Zeit nach Beginn der Aktion hatte der Reservistenverband rund 250.000 seiner Anstecknadeln verteilt.

Bayerischer Kreuzerlass ist Auslöser für Debatte um Streitkräfte-Emblem

Die katholische Friedensbewegung Pax Christi will das Eiserne Kreuz bei der Bundeswehr abschaffen. Aufhänger dafür ist die aktuelle bundesweite Diskussion über den bayerischen Kreuzerlass. In einer am 8. Mai in Berlin veröffentlichten Erklärung der deutschen Sektion des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International heißt es: „Wir schlagen vor dem Hintergrund der erfreulich differenzierten Kritik am bayerischen Kreuzerlass eine Debatte vor mit dem Ziel, das Kreuz als militärisches Emblem nicht mehr zu verwenden.“ Als Sinnbild von Zuwendung und Nächstenliebe sei das Kreuz bei der Organisation Rotes Kreuz vertretbar.

Seit dem 1. Juni hängt auf Beschluss des Bayerischen Kabinetts im Eingangsbereich aller Dienstgebäude des Freistaates ein Kreuz als „sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland“. Der Kreuzerlass, der maßgeblich von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vorangetrieben worden ist, sorgt weiterhin für ein heftiges Pro und Kontra.

Pax Christi spricht von „fragwürdiger Funktionalisierung“

In der Begründung für ihre Forderung bezieht sich die Friedensbewegung Pax Christi auf Äußerungen hoher kirchlicher Würdenträger. Zum bayerischen Kreuzerlass Stellung bezogen hatten unter anderem Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München-Freising, sowie Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirchen Deutschlands.

Bedford-Strohm hatte geschrieben, das Kreuz dürfe „nie für irgendwelche außerhalb von ihm selbst liegende Zwecke funktionalisiert werden“. Marx hatte betonte, das Kreuz könne man „nicht haben ohne den Mann, der daran gehangen hat“. Es sei ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen.

Im Pressetext von Pax Christi lesen wir nun: „Die Äußerungen der Bischöfe haben uns als Kommission ,Friedenspolitik‘ der deutschen Sektion der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi sehr nachdenklich gemacht. Insbesondere haben wir uns gefragt, ob der Vorwurf fragwürdiger Funktionalisierung beziehungsweise der Ausblendung der eigentlichen Botschaft Jesu nicht auch auf das Kreuzzeichen zutrifft, das die militärischen Gerätschaften der Bundeswehr ,ziert‘.“

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr zur Geschichte des Eisernes Kreuzes

Man darf davon ausgehen, dass sich Pax Christi mit seiner Forderung nach Abschaffung des „Kreuzes als Militäremblem“ nicht durchsetzen wird. Zu elementar sind die Werte, für die das Eiserne Kreuz auch noch heute bei der Bundeswehr steht. Im März 2013, zum Jubiläum „200 Jahre Eisernes Kreuz“, befasste sich ein Beitrag des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr mit dem militärischen Hoheitsabzeichen. Folgen wir dem Autorenteam Gerhard Bauer/Frank Bötel auf seiner kleinen Zeitreise.

Nach der Stiftung der Auszeichnung im Jahr 1813 durch Friedrich Wilhelm III. wurde das Eiserne Kreuz bis 1815 in zwei Klassen und als Großkreuz verliehen. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Nimbus des Kreuzes seine heute wahrgenommene Strahlkraft erst im späteren 19. Jahrhundert entwickelte. Veteranen schätzten es damals vor allem deswegen, weil es in seiner charakteristischen Form und Farbgebung unmissverständlich davon kündete, dass der Träger an den Befreiungskriegen teilgenommen hatte.

Langfristig etablierte sich das Eiserne Kreuz jedoch als universelles Sinnbild für preußischen Soldatenmut und Königstreue. Da es gleichzeitig die Kopfbedeckungen der Landwehr und von Reservisten zierte, verwies das Eiserne Kreuz auch auf die Verankerung der Wehrpflicht im preußischen Wehrwesen und nach 1871 auch im Wehrwesen der anderen deutschen Staaten.

Heraldik der Reichwehr und Symbol rechtskonservativer Kriegerbünde

Die Verleihungen des Eisernen Kreuzes sollten nach dem Willen Friedrich Wilhelms III. auf die Dauer der Befreiungskriege beschränkt sein. Dennoch wurde die markante Tapferkeits- und Verdienstauszeichnung 1870 und nochmals 1914 neu gestiftet, also in Situationen, in denen sich Preußen und Deutschland existenziell bedroht wähnten.

Vom Norddeutschen Bund bereits in der Kriegsflagge gezeigt, avancierte das Eiserne Kreuz im Gefolge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 zum gesamtdeutschen Militärsymbol. In der Zwischenkriegszeit spielte es in der Heraldik der Reichswehr eine wichtige Rolle, aber auch in bei öffentlichen Auftritten rechtskonservativer Kriegerbünde.

Missbrauch des Eisernen Kreuzes durch die nationalsozialistische Diktatur

Die Akzeptanz des ehemals preußischen Kreuzes als militärisches Nationalsymbol veranlasste die Nationalsozialisten nach 1935 zu seiner Adaption für die Gestaltung von Truppenfahnen der Wehrmacht und zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zu einer „EK-Neustiftung“. Seine nationalsozialistische Vereinnahmung war durch das Aufbringen eines Hakenkreuzes auf dem Avers augenfällig.

Dieser Missbrauch des Kreuzes durch die nationalsozialistische Herrschaft und im Kontext des deutschen Vernichtungskrieges 1939 bis 1945 überlagerte für geraume Zeit den ursprünglichen Sinngehalt der Auszeichnung.

Das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen

Letztlich erwies sich – so endet der historische Exkurs der Autoren Bauer und Bötel – die Intention der Stiftergeneration jedoch als wirkungsmächtiger. Der zufolge stand das Eiserne Kreuz nicht für Militarismus und obrigkeitliche Willkür, sondern im Gegensatz dazu für die staatsbürgerliche Pflicht und die Bereitschaft des Volkes, seine Rechte und Freiheiten zu verteidigen. Des Weiteren erinnerte es an die Legitimität einer bewaffneten Auflehnung gegen Unterdrückung und Tyrannei.

Eingedenk dessen wurde es als Symbol für die 1955 aufgestellten Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland ausgewählt. Am 1. Oktober 1956 ordnete der damalige Bundespräsident Theodor Heuss die „Kennzeichnung der Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr“ mit einem „schwarzen Kreuz mit weißer Umrandung“ an.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Das Eiserne Kreuz, Markenzeichen der Bundeswehr, an einem Fahrzeug des Sanitätsdienstes.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)

2. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erhielt am 10. Mai 2016 beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes in Berlin das erste Abzeichen mit dem Eisernen Kreuz. Die Aufnahme entstand während ihrer Rede und zeigt im Hintergrund eine Fahne des Verbandes, die ebenfalls das Bundeswehr-Symbol „Eisernes Kreuz“ trägt.
(Foto: Ralf Wittern/Verband der Reservisten)

Kleines Beitragsbild: Der Reservistenverband stellte bei seinem Parlamentarischen Abend am 10. Mai 2016 das Eiserne Kreuz als Anstecknadel vor. Es soll zeigen: „Ich diene mit! Ich bekenne mich zur Bundeswehr!“.
(Foto: Ralf Wittern/Verband der Reservisten)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. U. Hensgen | 7. Juni 2018 um 14:31 Uhr

    Das Christentum kann keinen alleinigen Anspruch auf das Kreuz haben, da das Kreuz viel älter ist als das Christentum. Schon in Felsenzeichnungen der Steinzeit finden sich Kreuze. Das Kreuz als christliches Symbol wurde m.W. erst 431 n. Chr. auf dem Konzil von Ephesos eingeführt.
    Auch der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschlands zeigt in allen Ausführungen ein Kreuz und hat in den wenigsten Fällen etwas mit Christentum zu tun. Blinder Eifer schadet nur, auch bei Pax Christi.

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