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Düsseldorf/Berlin. Ungeachtet des anhaltenden Abgasskandals setzt die Bundesregierung offenbar weiter vor allem auf Dieselfahrzeuge. Eine rasche Umrüstung des Fuhrparks ist bislang kein Thema. Wie eine Umfrage der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Ausgabe vom 15. August) bei den Bundesministerien ergab, besteht die gesamte Fahrzeugflotte der Regierung zu 61 Prozent aus Dieselfahrzeugen. Elektroautos haben nur einen sehr geringen oder – wie etwa beim Bundesministerium der Verteidigung – gar keinen Anteil.

Beim Verteidigungsministerium gibt es für den politisch-parlamentarischen Bereich nach Informationen der Rheinischen Post derzeit sechs Fahrzeuge – allesamt Dieselautos. In der Negativrangliste folgen die Ministerien für Landwirtschaft (94 Prozent Diesel) und Arbeit (80 Prozent). Das Arbeitsministerium hat für seine politische Leitung mit 28 Fahrzeugen eine ganze Diesel-Flotte, vorrangig Mercedes E-Klassen, Oberklassewagen von BMW und Vans der Marke VW.

Eigene Initiativen zur Umrüstung der Dieselflotte plant die Regierung der Umfrage zufolge bislang nicht. Die Ministerien warteten vielmehr auf die Softwareupdates der Hersteller, hieß es.

Interessenverband DUH nimmt die Regierung in die Pflicht

Das Verteidigungsministerium etwa hofft auf die Initiativen von VW, Audi und Mercedes, erfuhr die Zeitung. Beim Auswärtigen Amt hieß es: „Der Hersteller hat uns noch keine Umrüstung beziehungsweise Software-Update-Mitteilung zukommen lassen.“

Zumindest das Justizministerium hat offenbar nachgefragt, wie weit die Hersteller sind. Man sei an einer „möglichst baldigen Nachrüstung“ der Autos interessiert. Sobald ein Update verfügbar sei, werde man es „unverzüglich in Anspruch nehmen“.

Das Umweltministerium kündigte an, seine sieben Benziner mit Auslaufen der Leasingverträge durch Plug-in-Hybride ersetzen zu wollen. Auch das Verkehrsministerium will auf alternative Antriebe umstellen: Rund drei Viertel der Dienstwagen seien bereits E-Fahrzeuge, jede Neuanschaffung mit Verbrennungsmotor müsse „besonders begründet“ werden, erklärte das Verkehrsministerium gegenüber der Rheinischen Post.

Viele Dieselautos auch der neuesten Abgasnorm Euro 6 überschreiten auf der Straße die zulässigen EU-Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub. Kritiker wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bemängeln, dass die Bundesregierung zu wenig tut, um mit gutem Beispiel voranzugehen und auf emissionsarme Autos umzusteigen. Im Übrigen rät die DUH Verbrauchern davon ab, sich überhaupt noch einen Diesel anzuschaffen.

Mehrere Tausend Dienstwagen vom Abgasskandal betroffen

Die Abgasaffäre hatte im September 2015 begonnen, nachdem Volkswagen einräumen musste, Abgaswerte durch eine spezielle Software im Auto beeinflusst zu haben. In den USA, wo die Manipulation aufgeflogen war, hat sich der Konzern bereits mit Bundesstaaten, Behörden und Händlern auf Strafzahlungen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar geeinigt.

In Deutschland sind geschätzt etwa 2,6 Millionen Fahrzeuge vom Abgasskandal betroffen. Auch 3276 Dienstwagen der Bundesregierung – gemeint sind hier nicht die Ministerfahrzeuge, sondern die Fahrzeuge der unterstellten Dienstbereiche – müssen nachgerüstet werden. Das hatte das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bereits im April mitgeteilt.

Demnach muss das Verteidigungsministerium mit 1272 Dienstwagen die meisten Dieselfahrzeuge in die Werkstatt schicken. Beim Finanzministerium sind es 1074. Aus der Auflistung der Bundesregierung geht außerdem hervor, dass es sich bei rund 40 Prozent der betroffenen Autos um das Modell „VW Passat“ handelt.


Symbolbild „Dieselfahrzeuge“ zur redaktionellen Nutzung mit freundlicher Genehmigung von ACV Automobil-Club Verkehr.
(Foto: Stefan Redel/istock/ACV Automobil-Club Verkehr)


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