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Berlin/München. Dr. Gesine Krüger, Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München, ist momentan die einzige Frau in der Truppe im Range eines Generals. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hält diesen Umstand angesichts von rund 200 männlichen deutschen Offizieren im Generalsrang für nicht akzeptabel. Auch nicht im Sanitätsdienst. Dort liegt beispielsweise der Anteil weiblicher Bewerber zwar – je nach Laufbahn – zwischen 45 und 51 Prozent. Aber auch dort ist das Verhältnis „mannslastig“: Gesine Krüger sieht sich in diesem Organisationsbereich der Bundeswehr fast 20 Generälen gegenüber. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel im Januar dieses Jahres bezeichnete von der Leyen diese Proportion als „lausigen Anteil“. Man müsse deshalb alleine für den Sanitätsdienst „auch über Quoten mit klaren Zeitleisten nachdenken“. Ein wenig tröstlich ist es da schon, dass die Kommandeurin der Sanitätsakademie jetzt ihren zweiten goldenen Stern erhielt.

Die Beförderung von Generalarzt Dr. Gesine Krüger zum Generalstabsarzt fand am Dienstag dieser Woche (23. August) im Bendlerblock, dem Berliner Dienstsitz der Verteidigungsministerin, statt. Urkunde und neue Dienstgradabzeichen erhielt die Luftwaffensoldatin aus der Hand von Staatssekretär Gerd Hoofe.

Frauen im Rang eines Generals wird es auf absehbare Zeit bei der Bundeswehr nur im Sanitätsdienst geben. Dort wurden ab dem Jahr 1975 approbierte Ärztinnen, Tiermedizinerinnen und Apothekerinnen als Soldatinnen eingestellt. In den 1980er- und 1990er-Jahren folgten dann ausgewählte soldatische Dienstposten im Sanitätsdienst und im Militärmusikkorps. Erst im Jahr 2001 öffneten die deutschen Streitkräfte all ihre Laufbahnen auch weiblichen Kandidaten.

Heute sind von den 176.841 Uniformträgern der Bundeswehr 19.761 Soldatinnen (Stand: 31. Juli 2016).

Vorgängerin war Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie

Die erste Frau in der Bundeswehr, die den Rang eines Zwei-Sterne-Generals erreicht hatte, war
Erika Franke, Krügers Vorgängerin als Kommandeurin der Sanitätsakademie. Die gebürtige Berlinerin hatte nach ihrem Abitur im Osten der geteilten Stadt das Studium der Humanmedizin aufgenommen. Später, ab 1979, war sie beim Krankenhaus der Volkspolizei tätig. Auf die Anerkennung zur Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie 1985 folgte ein Jahr später die Promotion. 1990, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, wurde Franke von der Bundeswehr übernommen. Sie trat damals als Oberfeldarzt in den Sanitätsdienst ein.

Am 12. Mai verabschiedete der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel, Generalstabsarzt Franke aus ihrer letzten militärischen Verwendung und übertrug das Kommando über die Sanitätsakademie an Dr. Gesine Krüger (wir berichteten). Erika Franke trat am 1. Juni – nach 25 Dienstjahren in der Bundeswehr – ihren wohlverdienten Ruhestand an.

Seit dem 1. August 2004 ebenfalls im Ruhestand ist Generalarzt a.D. Dr. Verena von Weymarn. Sie war der erste weibliche General in der deutschen Militärgeschichte. Zuletzt hatte sie das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz geleitet.

Gefragt sind Teamfähigkeit, Kommunikationsgeschick und soziale Kompetenz

Gesine Krüger, geboren im niedersächsischen Helmstedt, hatte 1987 als Quereinsteigerin im Dienstgrad „Stabsarzt“ ihren Militärdienst beim Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ (jetzt Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“) in Kerpen/Nörvenich angetreten. Nach drei Dienstjahren in den Bundeswehrkrankenhäusern Hamm und Koblenz wurde die heute 57-Jährige anschließend Chefin der Luftwaffensanitätsstaffel des Jagdbombengeschwaders 35 in Sobernheim. Noch heute schwärmt sie von ihren Mitflüge als Fliegerärztin in einem Alpha-Jet und einer Phantom.

In zahlreichen Verwendungen mit Organisations- und Führungsverantwortung unterstützte Krüger danach beispielsweise den Generalarzt der Luftwaffe mit ihrer Fachexpertise. Im Rahmen der Operation „Althea“ der Europäischen Union in Bosnien-Herzegowina war sie Kommandeurin des Sanitätseinsatzverbandes EUFOR in Sarajevo (EUFOR = Europen Union Force). In einem Auslandseinsatz im Kosovo sammelte sie weitere Erfahrung als medizinische Beraterin.

Vor ihrer Münchner Verwendung an der Sanitätsakademie war Dr. Gesine Krüger als Stellvertretende Kommandeurin des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung in Diez eingesetzt und dort auch zum Generalarzt befördert worden.

In einem Interview, das Ulrike Jenssen von der Redaktion der Bundeswehr im März vergangenen Jahres mit der Ärztin führte, sagte Gesine Krüger mit Blick auf den Truppenalltag: „Wichtig ist, dass Frauen authentisch bleiben. Frauen sollten sich nicht verbiegen. Gerade weibliche Charaktereigenschaften – wie Teamfähigkeit, Kommunikationsgeschick und soziale Kompetenz – sind häufig gefragt.“


Die Aufnahme zeigt Dr. Gesine Krüger bei ihrer Beförderung zum Generalstabsarzt am 23. August im Berliner Bendlerblock. Rechts Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung.
(Foto: Uwe Grauwinkel/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Die ersten weiblichen Sanitätsoffiziere am 1. Oktober 1975 mit dem damaligen Verteidigungsminister Georg Leber.
(Foto: Hans-Günther Oed/Bundeswehr)


Kommentare

  1. Rainer Friedrich | 14. September 2018 um 13:48 Uhr

    Tja, solche Dienstränge kann man nicht eben so verteilen. Im Unterschied zur Politik, wo jeder Hinterbänkler zu allem fähig zu sein glaubt, müssen hier schon bestimmte Leistungen und Fähigkeiten an den Tag gelegt werden. Nicht zu vergessen, dass es eine bestimmte Anzahl an Dienstjahren braucht, damit man zum General befördert wird.
    Einen weiblichen General zu ernennen, nur weil so wenig Frauen General sind, ist nicht angezeigt. Auch die Hürden tiefer legen, damit es mehr Kandidaten in den Generalsrang schaffen, ist nicht gut. Man denke nur an die Anforderungen an Kampfschwimmer. Dort wurde auch schon mal gefordert zu vereinfachen, damit mehr Frauen bestehen können.

    PS: Junge Generale gibt es in Kriegszeiten, in denen man gezwungen ist, auch auf jüngere Jahrgänge zurückzugreifen. Ich bin bestimmt nicht gegen weibliche Generale, wenn sie den Anforderungen entsprechen. Aber eines steht für mich fest: Niemand, ob Soldatin oder Soldat, hat einen festen Anspruch, zum General befördert zu werden!

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