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Berlin. Deutschland hat am 1. Juli als „Lead Nation“ die Führung einer EU-Battlegroup übernommen. Dieser Battlegroup 2016-2 gehören neben Einheiten der Bundeswehr auch Kräfte aus Österreich, Tschechien, Kroatien, Irland, Luxemburg und den Niederlanden an. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen erinnert allerdings daran, dass Vertreter des Verteidigungsministeriums im Verteidigungsausschuss des Bundestages wiederholt eine „stark eingeschränkte Einsatzbereitschaft der Bundeswehr“ – insbesondere im Bereich der Hubschrauber – eingeräumt hätten. Agnieszka Brugger, Tobias Lindner, Doris Wagner und weitere Abgeordnete der Fraktion wollten deshalb mehr über die Bereitstellung deutscher Drehflügler für den multinationalen Verband in Erfahrung bringen.

EU-Battlegroups sind das Instrument der Europäischen Union zur schnellen militärischen Krisenreaktion. Seit 2007 stehen ständig zwei dieser Verbände für jeweils sechs Monate zur Verfügung.

Als Führungsnation der EU-Battlegroup 2016-2 stellt Deutschland zwei Tiger-Kampfhubschrauber und vier Transporthubschrauber NH90. Diese Maschinen sind alle einsatzbereit. Dies teilte die Bundesregierung am 27. Juli in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit.

Die beiden Tiger kommen vom Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ in Fritzlar. Die vier NH90 stammen vom Transporthubschrauberregiment 10 „Lüneburger Heide“ im niedersächsischen Faßberg und vom Transporthubschrauberregiment 30 im baden-württembergischen Niederstetten. All diese Heeresflieger gehören zur Division Schnelle Kräfte (Stadtallendorf).

Durch langfristige Planung konnten Engpässe vermieden werden

Bei Übernahme der Führung der EU-Battlegroup am 1. Juli habe die Bundeswehr über 13 einsatzbereite Tiger und 13 einsatzbereite NH90 verfügen können, so die Regierung in ihrer Antwort weiter. Aus diesem Pool an operationell nutzbaren Luftfahrzeugen habe man demnach die Bereitschaft für die Battlegroup gewährleisten können.

Die der EU-Battlegroup 2016-2 gemeldeten deutschen Tiger und NH90 stehen bis zum Ende der Bereitschaft der Bundeswehr nicht für andere Aufträge zur Verfügung. Alle sechs Maschinen seien „exklusiv ausgeplant“, heißt es.

Wie die Bundesregierung (beziehungsweise das Verteidigungsministerium) versichert, entstehen durch die Einbindung der Hubschrauber und des notwendigen Personals in die EU-Battlegroup 2016-2 keinerlei Engpässe in der Wartung und Instandhaltung anderer Maschinen. Wir erfahren: „Der Prozess der Ausplanung der Kräfte und Fähigkeiten für die EU-Battlegroup 2016-2 wurde im Jahr 2012 begonnen. Durch die langfristige Planung sind keine Engpässe entstanden.“

Durchschnittlich zur Verfügung stehende Flugstunden für Piloten werden weniger

Interessant ist auch ein Blick auf die Informationen der Regierung zum Thema „Flugstunden“. Die Fraktion der Grünen hatte wissen wollen, wie viele Flugstunden ein Hubschrauberpilot nach Abschluss der Ausbildung regelmäßig ableisten müsse, um die Musterberechtigung beziehungsweise Fluglizenz zu erhalten und gemäß EU- und NATO-Kriterien „combat ready“ zu sein. Die Regierungsantwort: „NATO-Kriterien sehen vor jedem Einsatz mindestens 140 Realflugstunden und 40 Simulatorstunden innerhalb eines Jahres vor.“

Etwas irritierend ist nach dieser Auskunft dann ein Blick auf das Zahlenwerk, das die im Durchschnitt zur Verfügung stehenden Flugstunden für Luftfahrzeugführer mit Musterberechtigung auflistet – siehe dazu auch unsere Infografik. Aufgeführt sind die Jahre 2013, 2014 und 2015. Unterschieden wird zwischen dem Bereich „Ausbildung“ (am internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg, der zentralen Ausbildungsstätte der Heeresfliegertruppe) und dem Bereich „Einsatzverbände der Division Schnelle Kräfte“.

Lediglich bei der Tiger-Ausbildung in Bückeburg hat sich die durchschnittlich zur Verfügung stehende Zahl der Flugstunden für einen Luftfahrzeugführer mit Musterberechtigung zuletzt wieder leicht erhöht. Ansonsten verrät die Übersicht den Gesamttrend auf den ersten Blick: NH90- und Tiger-Piloten kommen im Durchschnitt auf immer weniger Gesamtflugstunden.

Die Piloten, die für EU- oder NATO-Verpflichtungen vorgesehen seien, würden die Kriterien „combat ready“ jedoch erfüllen, so die Bundesregierung. Auch habe man keinem Luftfahrzeugführer eines Transporthubschraubers NH90 oder Kampfhubschraubers Tiger im betrachteten Zeitraum eine Musterberechtigung beziehungsweise Fluglizenz entziehen müssen, weil dieser zu wenige Flugstunden geflogen sei.


Zu unserem Bildangebot:
1. Kampfhubschrauber Tiger am 6. September 2010 bei der damaligen Informationslehrübung des deutschen Heeres in Munster.
(Foto: Björn Trotzki/Bundeswehr)

2. Mittlerer Transporthubschrauber NH90 der Heeresflieger bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse ILA 2016 in Berlin-Schönefeld. Das Bild zeigt die Maschine bei der Fähigkeitsdarstellung „Militärische Evakuierung“.
(Foto: Carsten Vennemann/Bundeswehr)

3. Das Hintergrundbild unserer Infografik wurde am 13. Dezember 2012 in Mazar-e Sharif in Nordafghanistan gemacht und zeigt einen der beiden erstmals am Hindukusch eingesetzten Tiger-Hubschrauber des deutschen Heeres.
(Foto: RC North PAO/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Tiger auf Übungsflug im deutsch-französischen Heeresfliegerausbildungszentrum in Le Luc, Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Die Aufnahme stammt vom 19. Juli 2006.
(Foto: Marcus Rott/Bundeswehr)


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