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Berlin. Der Mittwoch dieser Woche war ein trauriger Gedenktag für die Bundeswehr. Vor drei Jahren, am 4. Mai 2013, war Hauptfeldwebel Daniel Wirth in Nordafghanistan ums Leben gekommen. Der 32-jährige Soldat vom Kommando Spezialkräfte in Calw war nahe der Ortschaft Zaman Khel von einem Aufständischen getötet worden. André Wüstner, Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehr-Verbandes (DBwV), besuchte vor wenigen Tagen das Einsatzland. Er nahm den dritten Jahrestag des tödlichen Gefechts bei Zaman Khel zum Anlass, um die deutsche Politik laut zu warnen.

Hauptfeldwebel Daniel Wirth und seine Kameraden vom Kommando Spezialkräfte (KSK) waren an jenem 4. Mai 2013 einer Sondereinheit der afghanischen Polizei im Gefecht zu Hilfe geeilt. Als die Deutschen nach Luftunterstützung durch die Amerikaner das Gefechtsfeld untersuchten, gerieten sie in einen Hinterhalt der Taliban. Wirth wurde aus nächster Nähe getroffen und verstarb noch am Ort des Geschehens. Ein weiterer Kamerad wurde schwer verletzt.

Der Angreifer hatte sich unter einer dicken Plastikplane versteckt und war so von der Wärmebildkamera des US-Kampfflugzeugs unentdeckt geblieben. Wirth ist der erste Angehörige des KSK, der in Afghanistan fiel.

Sicherheitslage hat sich seit Ende der ISAF-Mission verschlechtert

Bundesvorsitzender Wüstner sagte jetzt unmittelbar nach seiner Rückkehr vom Hindukusch: „Der Einsatz in Afghanistan gerät langsam in Vergessenheit. Der vernetzte Ansatz verschiedener Ressorts und die Übergabe des Staffelstabes an Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen scheinen nicht wie geplant zu funktionieren. Warum? Weil – mit Ausnahme einiger Polizisten – nahezu niemand außer den Soldaten vor Ort ist!“ In der Folge müssten die Bundeswehrkräfte in Afghanistan nun erneut als Lückenfüller herhalten – und dies gelinge nur bedingt.

Wüstner warnt deshalb auch eindringlich: „Die Sicherheitslage hat sich seit dem Ende der ISAF-Mission verschlechtert. Wenn die Internationale Gemeinschaft nicht im jetzigen Format noch weit über 2017 hinaus bleibt, werden die afghanischen Sicherheitskräfte strategisch wichtige Räume nicht halten können. Dann dauert es nicht lange und die Region ist im freien Fall.“

Aktuelle Mandatsobergrenze nimmt der Truppe die Flexibilität

Ein weiterer alarmierender Missstand sei, dass das deutsche Kontingent aktuell erneut an den Deckel der Mandatsobergrenze stoße. Wüstner kritisiert: „Wenn wichtige Dienstposteninhaber beziehungsweise Fachpersonal aufgrund eines künstlich erzeugten Deckels nicht in den Einsatz können, obwohl man sie braucht, ist das unverantwortlich.“ Schon im Zuge der letzten Mandatsverlängerung habe der Bundeswehr-Verband darauf hingewiesen, dass die Mandatsobergrenze von derzeit 980 Soldaten und Soldatinnen der militärischen Führung kaum Flexibilität lasse.

Die deutschen Streitkräfte hätten bis zum Ende von ISAF die Sicherheitslage im Norden des Landes maximal verbessert. Nun warte man auf diejenigen Kräfte aus den zivilen Ressorts, die die unterschiedlichen Projekte – angefangen von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit über die KFW Entwicklungsbank bis hin zur Welthungerhilfe – auch realisieren und voranbringen sollen.

Abzug mit allen Folgen oder Einsatzverlängerung mit zusätzlichen Kräften

Oberstleutnant Wüstner zog nach seinem Truppenbesuch in Afghanistan folgendes persönliches Fazit: „Die Frauen und Männer, die im Auftrag des Parlamentes vor Ort sind, leisten hervorragende Arbeit – dies steht außer Frage. Aber gerade heute, am Jahrestag des Todes unseres Kameraden Daniel Wirth, sollte Politik reflektieren und entweder den Abzug mit all den absehbaren üblen Folgen einleiten – oder die Einsatzverlängerung samt Erhöhung der Mandatsobergrenze ins Auge fassen.“

Dabei müssten auch, so der Chef der Interessenvertretung der Soldaten, „endlich wieder die ,zivilen Ressorts‘ im politischen Prozess in die Pflicht genommen“ werden. Unumgänglich sei es zudem, den regelmäßigen „Fortschrittsbericht Afghanistan“ der Bundesregierung endlich wieder aufleben zu lassen.


Zu unseren Bildern:
1. Trauerfeier für Hauptfeldwebel Daniel Wirth. Am 13. Mai 2013 nahmen Familienangehörige, Freunde und Kameraden im baden-württembergischen Kloster Hirsau Abschied von dem wenige Tage zuvor, am 4. Mai 2013, in Afghanistan gefallenen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte. Auch der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière erwies dem Toten die letzte Ehre. Anwesend waren auch die damalige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Susanne Kastner und General Volker Wieker, Generalinspekteur der Bundeswehr.
(Foto: Marcus Rott/Bundeswehr)

2. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, André Wüstner (links), bei seinem Besuch bei der Truppe in Afghanistan im April 2015.
(Foto: DBwV)

Kleines Beitragsbild: Trauerfeier am 13. Mai 2013 für Hauptfeldwebel Daniel Wirth im Kloster Hirsau.
(Foto: Marcus Rott/Bundeswehr)


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