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Ivalo (Finnland). Rund 300 Kilometer jenseits des Polarkreises liegt Ivalo, der nördlichste Flughafen Finnlands, das „Tor zur arktischen Region“. Hier übten vom 7. bis zum 16. März bei „Cold Blade 2016“ Soldaten der Lufttransportgruppe Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf gemeinsam mit Kameraden des finnischen Utti Jaeger Regiments, einer Spezialeinheit der Armee Finnlands. „Cold Blade 2016“ war Teil des Helikopter-Trainingsprogramms der Europäischen Verteidigungsagentur (European Defence Agency, EDA), das es seit 2009 gibt. An der multinationalen Übung im Gebiet von Ivalo beteiligten sich die Holzdorfer mit mehr als 70 Geschwaderangehörigen und zwei Hubschraubern des Typs CH-53GA. Die Finnen stellten fast 100 Mann und sechs NH90 ihrer Heeresflieger. Schweden und Italien waren bei „Cold Blade“ mit Beobachtern beziehungsweise Teilnehmern an einem Überlebenstraining vertreten.

Die in Brüssel beheimatete EDA, die heute für nahezu alle Belange von Verteidigung und Rüstung auf EU-Ebene zuständig ist, war im Dezember 2013 vom Europäischen Rat damit beauftragt worden, politische Rahmenvereinbarungen „zur nachhaltigen und langfristigen Zusammenarbeit“ im Bereich der Verteidigung zu definieren.

Daraus entwickelt haben sich in der Praxis unter anderem Kooperationen zur Unterstützung von GSVP-Missionen und -Operationen (GSVP: Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik), die Koordinierung von Projekten und Beschaffungsprogrammen der Mitgliedstaaten, die Koordinierung der Nutzung sowie die Betreuung von Fähigkeiten beziehungsweise von Systemen oder die abgestimmte Ausbildung und das gemeinsame Training für Einsatzzwecke. Unter diesen letzten Punkt fällt auch „Hot Blade“, das bereits seit Jahren erfolgreiche EDA-Übungsprogramm für Hubschraubermissionen (siehe auch hier).

Seit 2009 jährlich eine große Hubschrauberübung der Agentur

Das erste EDA-initiierte multinationale Helikoptertraining fand 2009 im französischen Gap statt. Es folgten die Übungen „Azor 2010“ im spanischen Agoncillo nahe Logroño, „Italien Call 2011“ in Viterbo nördlich von Rom, „Hot Blade 12“ im portugiesischen Ovar und „Green Blade 12“ im belgischen Kleine-Brogel, „Hot Blade 13“ in Ovar, „Hot Blade 14“ erneut in Ovar sowie „Italien Blade 2015“ in Viterbo.

Mit „Cold Blade 2016“ in Finnland wurde von der EDA erstmals eine Übung für Hubschraubereinheiten „unter arktischen Bedingungen“ angeboten – nicht abwegig, dass dieses Training in „extremer winterlicher Umgebung“ auch auf die inzwischen radikal veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen in Europa zurückzuführen ist.

Taktische Einsatzverfahren, Formationsflug und Lufttransport

Für das Kontingent aus Holzdorf bot diese Übung in allererster Linie die einmalige Gelegenheit, die eigenen Hubschrauber unter den klimatischen Bedingungen des eisigen Nordens zu testen. Ursprünglich hatten Meteorologen für die finnische Region um Ivalo etwa minus 20 Grad Celsius vorhergesagt. Dann herrschten im Übungszeitraum aber doch relativ gemäßigten Temperaturen von etwa minus fünf Grad. Nichtsdestotrotz wurden Mensch und Material bei „Cold Blade“ hart gefordert und bis an Belastungsgrenzen geführt.

Vom Flugplatz Ivalo aus probten die deutschen Crews Starts und Landungen mit den beiden Maschinen CH-53GA im Tiefschnee. Mit den sechs finnischen NH90 flog man immer wieder in Formation. Intensiv geübt wurden auch Tiefflüge, Flüge bei Nacht und der Transport von Außenlasten. Wesentlicher Teil des Trainings waren außerdem taktische Einsatzverfahren sowie das Schießen mit Bordwaffen.

Hubschrauberflug in drei Etappen bis ins Land der Nordlichter

Oberstleutnant Frank Wittemann, Kontingentführer und selbst Pilot der CH-53, sagte gegenüber der Presse am Ende von „Cold Blade 2016“: „Wir konnten hier unsere jungen Piloten für verschiedene taktische Manöver weiter schulen.“ Sie alle hätten damit nun ihre Ausbildung erfolgreich absolviert und so die Voraussetzungen geschaffen, künftig „vollends einsetzbar“ zu sein – einschließlich einer Verwendung bei Auslandsmissionen.

Die Holzdorfer Übungsteilnehmer waren übrigens auf verschiedenen Wegen nach Ivalo angereist. Während das Bodenpersonal – unter den Mechanikern und Technikern auch Ärzte und Sanitäter – nach Finnland mit der Transall gebracht worden war, hatten die beiden deutschen Hubschrauber die Ivalo Air Base in drei Etappen erreicht. Insgesamt hatte diese Tour der zwei CH-53 mehr als zwölf Stunden gedauert. Die Rückreise gestaltete sich für die Hubschrauberbesatzungen ähnlich strapaziös.


Zu unserem Bildermaterial:
1. und 4. NH90 der finnischen Heeresflieger auf der Ivalo Air Base, im Hintergrund die atemberaubenden Nordlichter Lapplands.
(Fotos: Joonas Mattila/Finnish Defence Forces)

2. Das Hintergrundbild unserer Infografik zeigt eine Landschaft im hohen Norden Finnlands.
(Infografik © mediakompakt 03.16)

3. CH-53GA aus Holzdorf bei der Übung „Cold Blade 2016“ in Finnland.
(Foto: lentoposti)


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