menu +

Nachrichten


Pullach/Berlin. Brigadegeneral Werner Sczesny soll neuer militärischer Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) werden. Dies berichtet jetzt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Dem Sender zufolge wird er am 4. April die Nachfolge von Generalmajor Norbert Stier antreten, der am 25. November vergangenen Jahres bei einem Festakt in der neuen BND-Zentrale in Berlin-Mitte in den Ruhestand verabschiedet worden war. Der Präsident des Dienstes – derzeit ist dies Gerhard Schindler – hat insgesamt drei Vizepräsidenten zur Seite, unter ihnen der „Vizepräsident für militärische Angelegenheiten“. Der Posten wurde 2005 geschaffen, da die Kooperation von BND und Bundeswehr im Zuge immer neuer Auslandseinsätze deutscher Soldaten an Intensität zugenommen hatte.

Brigadegeneral Sczesny war bislang Stellvertretender Kommandeur des Kommandos Strategische Aufklärung der Bundeswehr in Gelsdorf bei Bonn.

Dieses Fähigkeitskommando für das militärische Nachrichtenwesen gilt als „Informationsversorger“ im Rahmen der Krisenfrüherkennung und unterstützt die Truppe bei ihren Auslandseinsätzen. Dabei geht es stets um die Bereitstellung von „actionable intelligence“, sprich um die Versorgung politischer und militärischer Entscheidungsträger mit belastbaren Informationen aus aller Welt. Das Aufgaben- und Fähigkeitsspektrum des Kommandos umfasst folgende Bereiche: Satellitengestützte Abbildende Aufklärung, Fernmelde- und Elektronische Aufklärung, Elektronischer Kampf sowie Objektanalyse.

Für Sczesny ist es übrigens nicht das erste Mal, dass er zum Auslandsnachrichtendienst geht. Im Laufe seiner militärischen Karriere war der Bundeswehroffizier bereits als Abteilungsleiter beim BND tätig gewesen.

Bearbeitung der Lage, Einsatzbegleitung und Force Protection

Personell sind BND und Bundeswehr eng verzahnt: etwa zehn Prozent der Mitarbeiter des Dienstes kommen von der Bundeswehr. Sczesnys Vorgänger auf dem Stuhl des „Vizepräsidenten für militärische Angelegenheiten“, Generalmajor Stier, war seit 2010 im BND. Bei dessen Verabschiedung sagte Präsident Schindler: „Die enge Kooperation des BND in der Wahrnehmung der Aufgaben des militärischen Auslandsnachrichtendienstes Deutschlands und der Bundeswehr ist mit der steigenden Zahl militärischer Auslandseinsätze und Unterstützungsmissionen unabdingbar geworden.“

Die Zusammenarbeit, die nun Brigadegeneral Werner Sczesny ab dem 4. April koordinieren soll, umfasst die Lagebearbeitung im militärischen Bereich, die Einsatzbegleitung und die „Force Protection“ zum Schutz von Leib und Leben der Bundeswehrangehörigen im Auslandseinsatz. Der militärische Vizepräsident nimmt in der Behörde auch die Funktion des Dienstältesten Offiziers und damit des truppendienstlichen Vorgesetzten der im Bundesnachrichtendienst eingesetzten Soldaten wahr.

Absolute Verschwiegenheit und gesellschaftliches Informationsbedürfnis

Seltene und faszinierende Einblicke in das Innere dieser Behörde, die für Auslandaufklärung, Spionage und absolute Verschwiegenheit steht, bietet demnächst eine Ausstellung in Hamburg. Das Unternehmen Gruner + Jahr, das Magazin stern und der Bundesnachrichtendienst präsentieren hier ab dem 24. März gemeinsam im Foyer des Verlagshauses die Ausstellung „UnHeimlich – der Bundesnachrichtendienst 1956 bis 2016“. Geschaffen hat diese Dokumentation der Fotograf Martin Lukas Kim.

Kim, der 2012 vom amerikanischen Nachrichtensender CNN mit dem Preis „Journalist of the Year“ ausgezeichnet worden war, durfte das Areal des BND in Pullach vor dessen Teilumzug nach Berlin „umfassend und unzensiert“ abbilden. Christian Krug, stern-Chefredakteur, schwärmt von den Fotografien aus der alten Zentrale des deutschen Auslandsnachrichtendienstes: „Können Räume Geschichten erzählen? Als wir die Bilder von Martin Lukas Kim von den Arbeitsplätzen des BND sahen, öffnete sich für uns der Kosmos eines bisher verbotenen Ortes. Ein Fotograf bekommt freien Zutritt in Pullach, dem geheimnisumwitterten Zentrum des BND! Und für diese Ausstellung auch in die neue Zentrale in Berlin. Und plötzlich können wir sie sehen: die Banalität und Skurrilität des Geheimen. Es ist ein ganz einzigartiger Blick in die Welt der Schlapphüte, in der es alles zu geben scheint außer eines – Schlapphüte.“

Auch BND-Chef Schindler hat sich zu der Fotoschau in Hamburg und zum Thema „Transparenz“ geäußert: „Dass die Öffnung nach außen für einen Nachrichtendienst immer eine Gratwanderung bedeutet, ist klar. Aber es ist in unserer freiheitlichen Demokratie unabdingbar: Diesen schwierigen Spagat zwischen dem nachrichtendienstlichen Methoden- und Quellenschutz und dem wachsenden gesellschaftlichen Informationsbedürfnis müssen wir einfach hinbekommen.“ Lassen wir uns überraschen!

Die Fotodokumentation „UnHeimlich – der Bundesnachrichtendienst 1956 bis 2016“ ist in Hamburg im Zeitraum 24. März bis 24. April 2016 zu sehen. Ort: Foyer des Pressehauses Gruner + Jahr, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg (U-Bahn: U3, Station „Baumwall“). Die Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr sowie Mittwochs 10 bis 20 Uhr.

Hinweis: Alle Angaben zu dieser Veranstaltung ohne Gewähr.


Das Luftbild vom April 2013 zeigt den Neubau des Bundesnachrichtendienstes in Berlin-Mitte.
(Foto: BND)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN