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Eckernförde/Tallinn (Estland). Es war mehr als nur ein Freundschaftsbesuch. In Zeiten wachsender Spannungen zwischen der NATO und EU auf der einen und Russland auf der anderen Seite kommt der Präsenz eines deutschen Unterseebootes im Ostseehafen der estländischen Hauptstadt Tallinn eine besondere Bedeutung zu. Dort lief am vergangenen Samstag (30. Mai) „U34“ ein. Korvettenkapitän Stephan Pfeiffer und seine Besatzung wurden auf der Pier persönlich begrüßt von US-Konteradmiral Matthew A. Zirkle, dem Befehlshaber der NATO-Unterseebootflotte (Commander Submarine Forces NATO, COMSUBNATO). Zirkle war aus dem Allied Maritime Command im englischen Northwood angereist, um in Tallinn auch mit der Führungsspitze der estländischen Marine zu sprechen. „U34“ traf beim Einlaufen auf zwei der vier ständigen maritimen Einsatzverbände des Bündnisses, auf die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) und die Standing NATO Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1).

Das deutsche Unterseeboot unterstützt nach seinem Hafenaufenthalt in Tallinn nun den SNMG 2 bei seinen weiteren Manövern in der Ostsee. Erst vor gut zwei Wochen hatte der NATO-Einsatzverband, der im Moment unter dem Kommando von US-Konteradmiral Brad Williamson steht, in der Nordsee vor der norwegischen Küste an der multinationalen Übung „Dynamic Mongoose“ teilgenommen.

Die Bundeswehr war bei „Dynamic Mongoose 2015“ mit „U33“ (aus Eckernförde), dem Betriebsstofftransporter „Spessart“ (Kiel) und einem Seefernaufklärer P-3C Orion (Nordholz) vertreten gewesen (wir berichteten).

Die ständigen maritimen Einsatzverbände signalisieren Bündnissolidarität

Vor fast genau einem Jahr, am 21. Juli 2014, hatte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hin zum Themenkomplex „Implikationen der Ukrainekrise auf die NATO und deren künftige Beziehungen zur Russischen Föderation“ die Auswirkungen der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa folgendermaßen skizziert: „Das mit dem Schutz russischsprachiger Minderheiten begründete Vorgehen Russlands auf der Krim und die völkerrechtswidrige Annexion der Krim wirken sich erheblich auf die Bedrohungsperzeption östlicher und baltischer Mitgliedstaaten aus und haben Einfluss auf deren Sicherheitsbedürfnis.“

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, stellte nun am 31. Mai im Deutschlandfunk noch einmal kurz dar, wie das Bündnis heute auf die russische Bedrohung reagiert. Wieker in seinem Gespräch mit Rolf Clement: „Die Vorgänge in der Ukraine – aber auch an der Südflanke der NATO – haben gezeigt, dass sich Krisen und Konflikte sehr viel dynamischer entwickeln können, als wir das bislang angenommen haben, insbesondere auch mit Blick auf Europa. Deswegen hat sich die NATO auf dem Gipfel in Wales auch zu dem sogenannten ,Readyness Action Plan‘ bekannt, der eine Fülle von Maßnahmen einschließt.“

Auf der einen Seite habe die NATO die sogenannten „Re-Assurance-Maßnahmen“ entwickelt, erklärte Wieker. „Dabei reden wir über Air Policing, insbesondere im Baltikum, eine Verdichtung der AWACS-Flüge mit zusätzlichen Orbits über Rumänien und Bulgarien. Wir reden über ständige maritime Einsatzverbände in der Ostsee, aber auch im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Und wir reden über Seeraumfernüberwachung über der Ostsee.“ Auf der anderen Seite gebe es die „Anpassungsmaßnahmen“, die maßgeblich darauf gerichtet seien, das Multinationale Korps Nordost im polnischen Szczecin in einen größeren und verbesserten Einsatzbereitschaftsstand zu setzen.

Nachrichtendienstliche Aufgaben, Überwachung und Aufklärung

Konteradmiral Matt Zirkle äußerte sich nach der Ankunft von „U34“ in Tallinn gegenüber der Presse ebenfalls zum Thema „Re-Assurance-Maßnahmen“ der NATO. Der Befehlshaber: „Unsere alliierten Unterseeboote spielen eine entscheidende Rolle bei der Bündnisverteidigung aller NATO-Mitgliedsstaaten. Der Besuch des deutschen Ubootes in Tallinn steht für den Willen unserer Allianz, ihre Bündnisverpflichtungen sehr ernst zu nehmen.“

Unterseeboote wie „U34“ könnten einen umfangreichen Missionskatalog abdecken, so Zirkle weiter. „Vom Kampf gegen feindliche Unterseeboote über die Bekämpfung von Überwassereinheiten bis hin zur Unterstützung spezieller Einsatzkräfte und Missionen im Bereich von ISR.“ (Anm.: Die US-Streitkräfte beschreiben mit dem Begriff „ISR“ – Intelligence/Nachrichtendienste, Surveillance/Überwachung und Reconnaissance/Aufklärung – einen wichtigen Teil der unmittelbaren Einsatzunterstützung; ISR ist Teil der Doktrin „Command and Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance“.) Er freue sich, sagte der US-Commander in Tallinn, hier mit der Führung von „U34“ über die anstehenden Aufgaben im Rahmen der NATO-Übungen in der Ostsee diskutieren zu können.

Nach acht Monaten auf See zurück im Heimathafen Eckernförde

Ein anderes deutsches Unterseeboot konnte vor Kurzem nach acht Monaten Einsatz im Mittelmeer in seinen Heimathafen zurückkehren. Am 1. Juni legte „U33“ mit seiner Besatzung „Delta“ nach langer Auslandstour um 10 Uhr wieder in Eckernförde an der Pier an.

Am 27. September vergangenen Jahres war die Besatzung „Alpha“ unter der Führung von Korvettenkapitän Pfeiffer (jetzt „U34“) mit dem Boot ausgelaufen. Nachdem sie die Weihnachtsfeiertage und Silvester fern der Heimat hatten verbringen müssen, fand in Limassol auf Zypern schließlich der Besatzungstausch statt. Kapitänleutnant Kai Nickelsdorf übernahm dort „U33“ mit seiner Besatzung „Delta“.

Während des Einsatzes hatte „U33“ unter anderem an den Übungen „Noble Mariner 2014“, „Smart Hunt“, „Ionic Research“, „Dynamic Mongoose 2015“ und an einem Torpedoschießen im Golf von Tarent teilgenommen. Zudem war das deutsche Unterseeboot in die NATO-Operation „Active Endeavour“ eingebunden gewesen.


Zu unserer Bildauswahl:
1. Das deutsche Unterseeboot „U34“ im Skagerrak.
(Foto: Thomas Hegenbart, Agentur FOCUS/über PrInfoZ Marine)

2. Ankunft von „U34“ im Hafen von Tallinn am 30. Mai 2015.
(Foto: David Benham/U.S. Navy/MARCOM)

3. Kommandant Stephan Pfeiffer beim Anlegemanöver.
(Foto: David Benham/U.S. Navy/MARCOM)

4. Die Besatzung von „U34“ wurde in Tallinn von US-Konteradmiral Matt Zirkle, dem Befehlshaber der NATO-Unterseebootflotte (Commander Submarine Forces NATO, COMSUBNATO) begrüßt.
(Foto: David Benham/U.S. Navy/MARCOM)


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