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Düsseldorf. Nach Ansicht von Armin Papperger, Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG, wird es auf absehbare Zeit keine einheitliche europäische Rüstungspolitik geben: „Dazu benötigen wir den politischen Willen. Deutschland, Großbritannien und Frankreich wollen ihr eigenes Geschäft jedoch nicht aufgeben“, sagte er jetzt der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post. In den kommenden 20 Jahren werde es keine europäische Armee geben – und damit auch keine zentralisierte Rüstungsindustrie, zitierte das Blatt in seiner Samstagsausgabe (25. Juli) Papperger.

Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende und Präsident des Bundesverbandes der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) warnte erneut vor zu scharfen Auflagen für die deutsche Rüstungsindustrie. „Im Rüstungsbereich ist statt ,Made in Germany‘ inzwischen ,German free‘ ein Gütesiegel. Das muss sich ändern“, so Papperger. „Die Politik muss sich klar darüber sein, dass zu starke Vorschriften uns das Geschäft kaputtmachen und Technologie aus Deutschland abwandert.“

Über die Begrifflichkeit „German free“ hatte die deutsche Presse in den letzten Wochen bereits mehrfach berichtet. Die Tageszeitung Die Welt beispielsweise erfuhr von einem Manager eines Rüstungsunternehmens, dass deutsche Rüstungskonzerne als Zulieferer von Bauteilen für ausländische Waffensysteme zunehmend gemieden würden. „German free“ sei mittlerweile etwa bei französischen oder britischen Rüstungsunternehmen ein beliebtes Verkaufsargument für deren Produkte. „Es spricht sich eben rum, dass deutsche Konzerne wegen unserer Genehmigungsbehörden zu äußerst unzuverlässigen Geschäftspartnern geworden sind“, klagte der Gesprächspartner der Welt.

Hoffnungsvoller Blick auf den australischen Rüstungsmarkt

Rheinmetall macht nach eigenen Angaben inzwischen 80 Prozent seines Geschäfts mit Exporten. Armin Papperger dazu gegenüber der Rheinischen Post: „Australien ist ein ganz starker Markt für uns. Dort haben wir mehrere Firmen und bewerben uns um einen Auftrag für unseren ,Boxer‘.“ Das Geschäft habe ein Volumen von umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro mit einem Potenzial von bis zu 6,8 Milliarden Euro. „Das wäre der größte Rüstungsauftrag, den Rheinmetall je bekommen hat“, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Der Rheinmetall-Konzern ist übrigens mit deutlichen Umsatzzuwächsen und gesteigerten Erträgen in den beiden Unternehmensbereichen „Defence“ und „Automotive“ in das neue Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal 2015 hatte das Unternehmen seiner letzten Bilanz zufolge einen Konzernumsatz von 1.173 Millionen Euro erzielt; gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutet dies einen Anstieg des Geschäftsvolumens um 142 Millionen Euro oder 14 Prozent.

Mit einem Zuwachs von 436 Millionen Euro liegt der Auftragsbestand im Rheinmetall-Konzern am Ende des ersten Quartals bei 7,1 Milliarden Euro.

Positive Entwicklung bei Rheinmetall-Unternehmensbereich „Defence“

Der Umsatz des Unternehmensbereichs „Defence“ beläuft sich im ersten Quartal 2015 auf 509 Millionen Euro. Er liegt damit um 95 Millionen Euro oder 23 Prozent über dem Vorjahreswert von 414 Millionen Euro. Währungsbereinigt betrug das Wachstum 20 Prozent.

Damit habe sich „Defence“ im traditionell eher schwachen ersten Jahresquartal gut behauptet, zumal das Marktumfeld in vielen westlichen Staaten durch stagnierende oder rückläufige Verteidigungshaushalte geprägt sei, kommentiert der Konzern das Ergebnis. Neben der Umsatzsteigerung der Division „Combat Systems“ hat auch der Bereich „Wheeled Vehicles“ zur Ergebnisverbesserung beigetragen.

Insgesamt hat der Unternehmensbereich „Defence“ im ersten Quartal des Jahres 2015 einen soliden Auftragseingang von 542 Millionen Euro verbucht, der aber hinter dem vergleichsweise hohen Wert des Vorjahres von 675 Millionen Euro liegt. Der „Defence“-Auftragsbestand erreichte mit 6.629 Millionen Euro (Stand: 31. März 2015) nach Reinmetall-Angaben einen neuen Rekordwert.

Internationalisierung des Geschäfts und strategische Akquisitionen

Armin Papperger (Jahrgang 1963) ist seit dem 1. Januar 2013 Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG. Er hatte die Nachfolge von Klaus Eberhardt angetreten, der zuvor den Konzern 13 Jahre lang erfolgreich geführt hatte.

Papperger ist durch und durch „Rheinmetaller“: Der Diplom-Ingenieur hatte seine berufliche Karriere 1990 im Qualitätsmanagement der Defence-Sparte begonnen. Nach verschiedenen Führungspositionen war er 2010 in den Defence-Bereichsvorstand aufgerückt und hatte dort Anfang 2012 den Vorstandsvorsitz übernommen. Seitdem ist er auch Mitglied im Vorstand der Rheinmetall AG. Der Name „Papperger“ steht wie kein Zweiter für die Weiterentwicklung der Defence-Sparte. Unter seiner Regie sind sowohl die Internationalisierung des Geschäfts als auch strategische Akquisitionen maßgeblich vorangetrieben worden.


1. Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender des Rheinmetall-Konzerns.
(Foto: Rheinmetall AG)

2. Der GTK Boxer, mit dem vielleicht einmal auch die australischen Streitkräfte ausgerüstet werden – dies zumindest hofft die Rheinmetall-Führung.
(Foto: Rheinmetall AG)


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