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Köln-Wahn. „Kompetenz und Sicherheit für die militärische Luftfahrt“ – an dieser Leitlinie will sich künftig das neue Luftfahrtamt messen lassen, wenn es den Streitkräften zuarbeitet. Die jüngste Dienststelle der Bundeswehr wurde am 7. Januar am Luftwaffenstandort Köln-Wahn feierlich eröffnet. An dem Aufstellungsappell nahm auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen teil. Generalmajor Ansgar Rieks ist der erste Amtschef. Er machte an diesem Mittwoch vor gut 600 Gästen bereits auf einen entscheidenden Vorteil der neuen Behörde, die über 392 Dienstposten verfügt, aufmerksam: „Es müssen jetzt nicht mehr organisatorische Grenzen sowie etliche Hierarchien und Dienststellen überwunden werden, bis die Leute vom Fach überhaupt miteinander reden können.“ Das Luftfahrtamt der Bundeswehr bündelt nun alle Aufgabenbereiche des militärischen Flugbetriebs in Deutschland. Die vollständige Zusammenführung der verschiedenen Bereiche soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte bei der feierlichen Indienststellung, die Bundeswehr sende mit diesem neuen Amt ein „starkes Signal“. „Wir stellen uns auf Veränderungen in Technik und Politik ein. Militärische Luftfahrzeuge stellen immer Hochtechnologie dar. Aber diese neue Technik bedeutet natürlich auch Neuland für Prüfung, Neuland für Ausbildung, für Zulassung.“ Hinter diesen drei Worten – Prüfung, Ausbildung, Zulassung – verberge sich eine enorme Komplexität und stünden gewaltige Herausforderungen technischer Natur, gab die Ministerin zu bedenken. „Mit dem neuen Luftfahrtamt der Bundeswehr schaffen wir ganz bewusst ein Kompetenzzentrum – ja, ich möchte sogar sagen: ein Exzellenzzentrum. Denn wir holen die gesamte Expertise, die Exzellenz, das Fachwissen, die Detailkenntnis zusammen, um mit dem technischen Fortschritt in der Luftfahrt Schritt halten zu können.“

Das übergeordnete, gemeinsame Ziel sei es, dass die Bundeswehr „Luftfahrzeuge zur Verfügung hat, die sicher fliegen können und dürfen“, erklärte von der Leyen in ihrer Ansprache weiter. Zudem werde die Arbeit des neuen Amtes auch Auswirkungen auf den internationalen Bereich haben. Sie wandte sich an die zivilen und militärischen Mitarbeiter der neuen Einrichtung in Köln-Wahn: „Durch Ihre Arbeit sollen künftig die einheitlichen Standards bei der Zertifizierung und Zulassung militärischen Geräts in der NATO und der EU erleichtert werden. Da haben wir ja nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Wir haben allerdings auch aus den schwierigen Erfahrungen gelernt. Die internationale militärische Zusammenarbeit ist in unseren Bündnissen die Zukunft schlechthin. Deshalb sind Sie hier heute auch in dieser jungen Dienststelle ein Symbol, ein ganz starkes Zeichen dafür, wie in Zukunft europäische Zusammenarbeit gehen soll.“

Gründung bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben

Das Verteidigungsministerium hatte die Öffentlichkeit am 10. Februar vergangenen Jahres über die Schaffung des Luftfahrtamtes der Bundeswehr unterrichtet (wir berichteten). Die Entscheidung, eine derartige nationale militärische Behörde aufzustellen, in der alle Aufgaben zur Durchführung eines sicheren militärischen Flugbetriebs konzentriert werden, war bereits in der letzten Legislaturperiode gefällt und im Koalitionsvertrag aufgenommen worden. Die entsprechende Vertragspassage lautet: „Eine Voraussetzung für die Verbesserung der militärischen Zusammenarbeit in der EU und in der NATO sind einheitliche Standards bei Zertifizierung und Zulassung militärischer Geräte. Dies gilt in besonderer Weise für die militärische Luftfahrt. Deutschland wird hier mit gutem Beispiel vorangehen: Vom Frühjahr 2014 an wird eine einheitliche militärische Luftfahrtbehörde aufgebaut.“

Eine Arbeitsgruppe hatte danach in den nächsten Monaten das Aufgabenportfolio, die notwendige Struktur sowie die Stationierungsmöglichkeiten eingehend untersucht und schließlich ihre Ergebnisse der Leitung des Ministeriums vorgelegt. Bereits am 1. Oktober 2014 übernahm das Luftfahrtamt der Bundeswehr dann erste Aufgaben. Der Personalumfang wuchs seit dieser Zeit von den ursprünglich 41 Angehörigen des Aufstellungsstabes auf rund 250 militärische und zivile Mitarbeiter (zum 1. Januar 2015) an. Von den insgesamt 392 Dienstposten werden einmal 246 Dienstposten militärisch und 146 zivil besetzt sein.

Von der Leyen machte in ihrer Rede beim Aufstellungsappell denn auch noch einmal auf einen bedeutsamen Umstand aufmerksam: „Wie wichtig uns im Verteidigungsministerium und in der Bundesregierung das Luftfahrtamt ist, zeigt allein die Tatsache, dass diese Einrichtung explizit im Koalitionsvertrag erwähnt worden ist. Diese Ehre wurde meines Wissens bisher nur sehr, sehr wenigen Dienststellen zuteil.“

Künftige Zulassungen ohne Abstriche an die Sicherheit schneller realisieren

Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, hatte im vergangenen Jahr in einem Beitrag für die truppeninterne Kommunikation seiner Teilstreitkraft über das neue Fachzentrum Folgendes geschrieben: In diesem Amt werden „künftig alle Funktionen und Zuständigkeiten zusammengeführt, die für die Militärfliegerei nicht erst seit der Neuausrichtung der Bundeswehr auf mehrere Organisationsbereiche und über mehrere Ebenen hinweg verteilt sind. Das wird ein großer Fortschritt. Zukünftig werden das Prüf- und Zulassungswesen für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr, die Regeln des militärischen Flugbetriebs in Deutschland, die Anerkennung von nationalen und internationalen Luftfahrtbetrieben und -organisationen sowie die Lizenzierung von Personal aus einer Hand betreut und verantwortet.“

Wichtig für die Luftwaffe – aber auch für Heeres- und Marineflieger – sei es, diese Gesamtverantwortung in einer Dienststelle mit operationeller Ausrichtung zu verankern und dabei die Zulassungskompetenz mit der flugbetrieblich-regulatorischen Kompetenz zu verknüpfen, so der Inspekteur weiter. „Dadurch sollen künftige Zulassungen ohne Abstriche an Sicherheit einfacher und schneller möglich werden.“

Vereinfacht listete der Presse- und Informationsstab des Ministeriums in seiner Presseeinladung zur Indienststellung die wesentlichen Aufgaben des neuen „LufABw“ noch einmal auf:
Entwicklung und Weiterentwicklung von Grundlagen und Vorgaben für die Sicherheit im militärischen Luftverkehr;
Wahrnehmung des Prüf- und Zulassungswesens für Luftfahrzeuge, Luftfahrtgerät und Zusatzausrüstung der Bundeswehr;
Regulierung und Standardisierung des militärischen Flugbetriebs in Deutschland;
Zertifizierung von Organisationen (unter anderem von Luftfahrtbehörden anderer Staaten oder von Luftfahrtbetrieben und Ausbildungseinrichtungen) sowie die Lizenzierung von Fachpersonal;
Gewährleistung der Flugsicherheit in der Bundeswehr und damit die Verhütung von Zwischenfällen und Unfällen mit Luftfahrzeugen;
Festlegung flugmedizinischer Tauglichkeitskriterien für Luftfahrtpersonal.

Militärische und zivile Mitarbeiter auf die gemeinsamen Aufgaben einschwören

Zum Schluss ihrer Rede wies die Verteidigungsministerin einmal mehr auf den großen Vorteil der jungen Militärbehörde hin. „Technischer Fortschritt, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen, ist schnell, hochkomplex, raumgreifend. Wer nicht überrannt werden möchte, sondern diesen technischen Fortschritt auch gestalten will, wer die Probleme lösen will, sie als Herausforderung annehmen will, der arbeitet am besten mit all der Expertise, die sich hier versammelt, gemeinsam in einem Haus Tür an Tür.“

Ursula von der Leyen dankte „allen Beteiligten für ihr großes Engagement und ihre Arbeit bei der Aufstellung des Luftfahrtamtes“. Dies alles sei keine Selbstverständlichkeit, sondern außergewöhnlichem Einsatz geschuldet. Den ersten Chef des Amtes würdigte die Ministerin beim Appell: „Vor allem auch Ihnen möchte ich danken, Herr General Rieks, denn Ihnen wurde ziemlich viel und wird noch ziemlich viel Fingerspitzengefühl abverlangt, um hier in Köln zivile und militärische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam auf die neue Aufgabe einzuschwören.“

Mit der Indienststellung erhielt das Luftfahrtamt der Bundeswehr aus den Händen des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Volker Wieker, das Fahnenband für die Truppenfahne.


Unser Bildangebot, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw):
1. Mit der Aufstellung des Luftfahrtamtes bündelt die Bundeswehr am Standort Köln-Wahn nun ihre Kompetenz und Fachaufgaben, um einen sicheren militärischen Flugbetrieb in Deutschland zu garantieren.Das Foto zeigt den Eingangsbereich der neuen Behörde.

2. Das Wachbataillon der Bundeswehr am 7. Januar 2015 beim Aufstellungsappell.

3. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Indienststellung des neuen Wahner Amtes.

4. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker (Mitte), verleiht dem Luftfahrtamt der Bundeswehr das Fahnenband. Rechts neben der Ministerin Generalmajor Ansgar Rieks, der erste Chef der neuen Institution.
(Fotos: Ralf Wittern/Reservistenverband)


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