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Bonn. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg, vor 25 Jahren fiel die Mauer – 2014 ist ein ganz besonderes Jahr mit historisch denkwürdigen Momenten. Anlass für den Sender phoenix, sich in der Vorwoche des Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen mit dem Themenkreis „Krieg & Frieden“ zu befassen. Dabei werden im Programmzeitraum 25. August (Montag) bis 31. August (Sonntag) vergangene und aktuelle Waffengänge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet – in einem Werkstattgespräch, in der phoenix-Runde und mit preisgekrönten Dokumentationen.

Den Auftakt der phoenix-Themenwoche macht am Montag der Schwerpunkt „Reporter im Krieg“. Am Dienstag (26. August) heißt das Leitthema „Moderne Kriege“, am Mittwoch (27. August) dann „Neue Außenpolitik und Auslandseinsätze“. Am Donnerstag (28. August) stehen „Täter und Opfer“ im Mittelpunkt des Thementages. Um „Friedensstifter“ geht es am Freitag (29. August).

Das Wochenende – Samstag und Sonntag (30. und 31. August) – ist dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Gezeigt werden unter anderem der Dreiteiler „Der Krieg“, die Dokumentation „The Fog of War“ und die zweiteilige Dokumentation „Unsere Mütter, unsere Väter“.

Mehr als 30 Dokumentationen und Filme – wäre weniger mehr gewesen?

Auch wenn das gesamte Vorhaben des Ereignis- und Dokumentationskanals grundsätzlich Anerkennung verdient, so ist doch auch leichte Kritik angebracht. Weniger wäre mehr gewesen! Die Themenwoche ist vollgepackt, ja fast schon überladen mit mehr als 30 Beiträgen und etlichen Diskussionsrunden, die allesamt einen hohen Aufmerksamkeitsgrad verlangen und auch verdienen. Es stellt sich allerdings die bange Frage, wann der Zuschauer wohl den Gesamtüberblick über das Programmangebot zu „Krieg und Frieden“ verlieren wird. Das Gesamtpaket erscheint wie ein großes Mosaikbild, das nur dann als Einheit gesehen werden kann, wenn auch wirklich alle Einzelbeiträge konsumiert werden. Wer aber hat dafür die nötige Zeit?

Hoffen wir dennoch, dass die Themenwoche trotz ihres Überangebots großen Zuspruch finden wird. Wir jedenfalls wollen mit kurzen Vorschaubeiträgen im Laufe der Woche dieses phoenix-Projekt begleiten.

Persönliche, künstlerische und dokumentarische Sichtweisen

Die Themenwoche „Krieg & Frieden“ wird mit einem journalistischen Blick auf den Krieg, auf seine Akteure und auf die Opfer eröffnet. In einem Werkstattgespräch diskutiert WDR-Fernseh-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich, die selbst Erfahrung als Kriegsreporterin in Tschetschenien und im Kosovo hat, mit Fotografin Herlinde Koelbl, Filmemacher und Fotograf Marcel Mettelsiefen („Die Kinder von Aleppo“) und Kriegsfotograf Christoph Bangert. Dabei geht es vor allem um ganz persönliche, künstlerische oder dokumentarische Sichtweisen auf die Arbeit in Krisengebieten.

Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die schwierigen Arbeitsbedingungen, die Rolle der weiblichen Krisenreporterinnen, der Spagat zwischen Aktualitätsdruck, Glaubwürdigkeit der Quellen und der Wahrheitssuche, besonders wenn man als „embedded journalist“ unterwegs ist. Es geht um die Frage der inneren Haltung gegenüber den Menschen, über deren Leid berichtet wird.

Thematisiert wird auch die persönliche Gefährdung in Kriegsgebieten, wie es die Beispiele der in Afghanistan getöteten deutschen Fotografin Anja Niedringhaus oder die schwere Schussverletzung des ARD-Korrespondenten Jörg Armbruster in Syrien gerade erst wieder deutlich gemacht haben.

Verbrechen der IS-Terroristen löste weltweit Entsetzen aus

Die erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Ermordung des 40 Jahre alten US-Journalisten James Foley durch die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gibt diesem Werkstattgespräch eine besonders tragische Note. Foley war am 22. November 2012 in Taftanaz, einem Ort im Norden Syriens, von bewaffneten Männern entführt worden. Der Reporter hatte insbesondere vom Konflikt in Libyen berichtet, bevor er nach Syrien gegangen war. Dort hatte er für das US-Nachrichtenportal GlobalPost, die Nachrichtenagentur Agence France Presse und andere Medien den Aufstand gegen die Regierung von Baschar al-Assad verfolgt.

Zuletzt hielten die IS-Terroristen Foley gefangen. Sie enthaupteten ihn „als Rache für US-Luftangriffe im Nordirak“ und dokumentierten ihr abscheuliches Verbrechen in einem Propagandavideo im Internet (Anm.: Wie andere Medien, so bitten auch wir darum, das im Web immer noch existierende Video der mutmaßlichen Enthauptung Foleys nicht weiterzuverbreiten oder zu betrachten. Das Tatvideo anzusehen würde bedeuten, die Würde des Opfers zu verletzen und auch die Propaganda der Terroristen zu befördern).

Und sie sah, was der Krieg mit Menschen macht

Nach dem Beginn des Werkstattgesprächs am Montagabend ab 20.15 Uhr zeigt phoenix zunächst ab 20.25 Uhr die Dokumentation von Marcel Mettelsiefen und Anthony Wonke „Die Kinder von Aleppo – zwischen den Fronten des Bürgerkriegs“ (ZDF/2014).

Es folgen – immer wieder ergänzt durch die Diskussionsrunden mit Seymour Mikich, Koelbl, Mettelsiefen und Bangert – Porträts über die Kriegsfotografen James Nachtwey, Robert Capa und Anja Niedringhaus (siehe auch hier).

Nachtwey gilt als einer der berühmtesten Kriegsfotografen der Welt. Für den Film „War Photographer“ (2001) haben Christian Frei und sein Kameramann Peter Indergand den Ausnahmefotografen drei Jahre lang bei seiner Arbeit in Kriegsgebieten dieser Welt begleitet.

Robert Capa war der überragende Fotojournalist des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Bildern dokumentierte er fünf Kriege auf drei Kontinenten. Als einziger Fotograf gehörte er bei der Landung der Alliierten 1944 in der Normandie (D-Day) zu den Soldaten, die unter schwerstem Abwehrfeuer am Küstenabschnitt „Omaha Beach“ an Land gingen. Dieser Film von Anne Makepeace (WDR 2005) entstand mit Unterstützung von Capas Bruder Cornell und im Rückgriff auf die Archive des International Institute of Photography und der Agentur Magnum.

Mehr als 20 Jahre bereiste die Fotografin Anja Niedringhaus für die Nachrichtenagentur Associated Press Krisen- und Kriegsgebiete. Sie sah, was Krieg mit Menschen macht. Für ihre Reportagen aus dem Irak erhielt sie 2005 den Pulitzerpreis. Der Dokumentarfilm von Dunja Stamer (ZDFinfo 2012) kennt nicht das Ende der deutschen Journalistin: Anja Niedringhaus wurde am 4. April 2014 von einem afghanischen Polizisten an einem Checkpoint in der Unruheprovinz Khost im Auto erschossen. Sie war mit einer kanadischen Journalistin unter dem Schutz der afghanischen Armee im Land unterwegs, um über die Wahlen am 5. April zu berichten. Der Polizeioffizier wurde am 24. Juli dieses Jahres wegen der tödlichen Schüsse in erster Instanz von einem Gericht in der afghanischen Hauptstadt Kabul zum Tode verurteilt.


Randnotiz                                  

Krieg & Frieden – eine phoenix-Themenwoche von Montag (25. August) bis Sonntag (31. August 2014).
Montag, 25. August, Themenschwerpunkt „Reporter im Krieg“:
20.15 Uhr | Werkstattgespräch
20.25 Uhr | „Die Kinder von Aleppo“ (Doku von Marcel Mettelsiefen und Anthony Wonke)
21.10 Uhr | Werkstattgespräch
21.25 Uhr | „War Photographer – über James Nachtwey“ (Doku von Christian Frei)
22.20 Uhr | Werkstattgespräch
22.35 Uhr | „Robert Capa – Kriegsfotograf“ (Doku von Anne Makepeace)
23.25 Uhr | Werkstattgespräch
23.40 Uhr | „Im Krieg – die Fotografin Anja Niedringhaus“ (Doku von Dunja Stamer)
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserer Bildfolge:
1. Der US-amerikanische Dokumentarfotograf, Kriegsberichterstatter und Fotojournalist James Nachtwey bei einem Einsatz während des israelisch-palästinensischen Konflikts.
(Foto: phoenix/ARD)

2. Szene aus der Dokumentation „Die Kinder von Aleppo“.
(Foto: Marcel Mettelsiefen/phoenix/ZDF)

3. WDR-Fernseh-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich (zweite von links) diskutiert mit Marcel Mettelsiefen, Herlinde Koelbl und Christoph Bangert (von links).
(Foto: phoenix)

4. Robert Capa: Mit 23 Jahren war er der berühmteste Kriegsfotograf der Welt, und sein Leben umspannte einen der bedeutendsten und grausamsten Abschnitte der modernen Geschichte. Er fotografierte den Spanischen Bürgerkrieg, die japanische Invasion in China, die Schauplätze des Zweiten Weltkrieges in Europa und den ersten israelisch-arabischen Krieg. 1954 gab er nach sechs Jahren seine sichere Führungsposition bei Magnum in New York auf und kehrte an die Front zurück, um den Krieg der Franzosen in Indochina zu fotografieren. Dort kam er durch eine Landmine ums Leben.
(Foto: phoenix/ARD)

5. Er starb im August 2014 durch die Hand feiger Terroristen – US-Kriegsfotograf James Foley. Die Aufnahme zeigt ihn im Jahr 2012 in Syrien.
(Foto: Nicole Tung/The Foley family und www.freejamesfoley.org)

 


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