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Narvik (Norwegen). Ungewöhnliche Wetterbedingungen – Regen, Schnee und Hagel – begleiteten in diesem Jahr in Nordnorwegen die NATO-Übung „Cold Response“. Rund 16.000 Soldaten aus 16 Nationen nahmen daran im Zeitraum 7. bis 22. März teil. Die multinationale Übung findet seit 2006 im Zweijahresrhythmus in den norwegischen Provinzen Nordland und Troms statt. So nahe an der Arktisregion ist der Norden Norwegens das ideale Manövergebiet, um einen Kampfeinsatz in extremer Winterumgebung zu trainieren. Bei „Cold Response 2014“ allerdings herrschten lediglich Tagestemperaturen um die Null Grad, dafür machte die ständige Nässe den Soldaten schwer zu schaffen. Die Hauptphase der Übung dauerte vom 12. bis zum 19. März.

Auch wenn es offiziell zwischen diesem NATO-Großmanöver zu Lande, zu Wasser und in der Luft keinen Zusammenhang mit der aktuellen Krise um die Ukraine gab, so war und ist eine gewisse Weichenstellung doch nicht zu übersehen. Der britische Sender BBC beispielsweise entsandte seine Korrespondentin Anna Holligan ins Übungsgebiet nach Bardufoss, rund 400 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Sie moderierte: „Nach Ende ihres Kampfeinsatzes in und Rückzuges aus Afghanistan kehrt die NATO nun verstärkt zu der Art Winterkampftraining zurück, die schon einmal zu Zeiten des Kalten Krieges ein Schwerpunkt gewesen war.“ Bei „Cold Response“ habe sie beobachten wollen, so die BBC-Mitarbeiterin, wie sich das Bündnis jetzt auf mögliche Konflikte unter arktischen Bedingungen vorbereiten will. Die Krimkrise und der Konflikt mit Russland waren auch in Nordnorwegen allgegenwärtig.

Etwas verklausuliert äußerte sich während des Manövers Generalleutnant Morten Haga Lunde, Kommandeur des nationalen Hauptquartiers der Streitkräfte Norwegens. Nach rund zehn Jahren NATO-geführter Militäroperationen in Afghanistan würden mittlerweile Manöver wie „Cold Response“ wieder enorm an Bedeutung gewinnen, erklärte der Norweger. „Ich denke, nach gut einem Jahrzehnt am Hindukusch ist es jetzt an der Zeit, dass die NATO sich wieder auf ihr ureigenes Territorium konzentriert. Unsere Soldaten müssen wieder das eigene Bündnisgebiet sowie unsere originären Aufgaben kennen. Die NATO hat genügend Herausforderungen in ihrem unmittelbaren Umfeld.“

Alle Teilstreitkräfte der Bundeswehr vertreten

Mit einer Gesamttruppenstärke von rund 16.000 Mann übertraf die diesjährige Übung sogar noch die bis dahin größte „Cold Response“-Übung des Jahres 2012. Damals beteiligten sich mehr als 14.000 Soldaten aus 14 Ländern. Diesmal kamen die Übungsteilnehmer aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien und den USA.

Den Großteil des Kontingents stellte das Gastgeberland Norwegen mit etwa 7000 Soldaten. Deutschland entsandte rund 340 Bundeswehrangehörige zu „Cold Response 2014“: EGB-Kräfte des Fallschirmjägerbataillons 261 aus Lebach (EGB: Erweiterte Grundbefähigung), Gebirgsjäger aus Bischofswiesen als EGB-Unterstützer, Spezialisten der Fernspählehrkompanie 200 aus Pfullendorf sowie Personal des Lufttransportgeschwaders 63 aus Hohn und des Transporthubschrauberregiments 30 aus Niederstetten. Hinzu kamen noch Soldaten des Nordholzer Marinefliegergeschwaders 3. Die Korvette „Magdeburg“ nahm an dem Norwegenmanöver im Rahmen der Standing NATO Maritime Group 1 (ständiger maritimer Einsatzverband der NATO) teil.

Fernspählehrkompanie200 aus Pfullendorf letztmalig in Norwegen dabei

Björn Jüttner, Ressortleiter in der Redaktion „Y – Das Magazin der Bundeswehr“, hatte „Cold Response 2014“ besucht und die deutschen Fernspäher in den Mittelpunkt seiner Reportage gerückt. Deutschland gehört zu den wenigen NATO-Staaten, die noch Fernspähkräfte haben.

Jüttner schreibt über die infanteristischen Aufklärer im deutschen Heer: „Die Vorteile der Fernspäher sind ihre große Durchhaltefähigkeit, autarkes Operieren und die Fähigkeit mittels unterschiedlicher Verbringungsarten zu Lande, Wasser und in der Luft an das geforderte Zielobjekt heranzukommen – wenn es sein muss, springen die Fernspäher auch mit dem Fallschirm ab, per Automatik oder manuell aus größer Höhe. Zudem können sie über einen langen Zeitraum in nahezu Echtzeit Bilddaten an den Gefechtsstand übermitteln. Dafür nutzen die speziell ausgebildeten Operateure hochwertige Kameras. Anders als Drohnen oder andere luftgestützte Aufklärungsmittel nehmen sie nicht nur eine Momentaufnahme von oben auf, sondern sind Tag und Nacht am Objekt auf einer Höhe.“

Einsätze der Fernspäher unterliegen – wie die der Kampfschwimmer und des Kommandos Spezialkräfte – strenger Geheimhaltung, um die Auftragserfüllung nicht zu gefährden. Bekannt geworden sind deutsche Fernspäheinsätze in Bosnien, im Kosovo, in Afghanistan und im Kongo. Die Fernspählehrkompanie 200, mit 52 Jahren eine der ältesten Einheiten unseres Heeres, nahm übrigens letztmalig an „Cold Response“ in Norwegen teil. Zum 31. Dezember 2015 wird der Verband aufgelöst. Zwei Fernspähzüge sollen dann in der Luftlandeaufklärungskompanie 310 in Seedorf, die zur Division Schnelle Kräfte gehört und der Luftlandebrigade 31 unterstellt ist, aufgehen.

Hinweis: „Fighting the freeze“ – die NATO zeigt in ihrem Video zu „Cold Response 2014“ die Besonderheiten dieser Übungsserie in Nordnorwegen und erläutert die gewachsene Bedeutung derartiger Großmanöver für das Bündnis nach Ende des Afghanistan-Kampfeinsatzes.

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Zu unserer Bildfolge:
1. NATO-Manöver unter spektakulärem Nordlicht – die Aufnahme zeigt einen norwegischen Soldaten bei „Cold Response 2014“.
(Foto: Morten Opedal/Norwegische Marine)

2. Angehörige des Lebacher Fallschirmjägerbataillons 261 in norwegischem Gelände.
(Foto: Oliver Bender/Bundeswehr)

3. An „Cold Response 2014“ nahmen auch Gebirgsjäger aus Bischofswiesen als EGB-Unterstützungskräfte teil.
(Foto: Gerrit Burow/Bundeswehr)

4. Gebirgsjäger und Fallschirmjäger bereiten sich auf einen Einsatz mit dem Schneemobil, Ski-Doo, vor.
(Foto: Gerrit Burow/Bundeswehr)

5. Geübt wurde bei „Cold Response“ vor allem in öffentlichem Gelände – das Bild zeigt einen Panzer der norwegischen Armee am Rande der Hauptverkehrsstraße.
(Foto: Anette Ask/Norwegisches Heer)


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