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Geilenkirchen. Die Flotte der NATO-Aufklärungsflugzeuge AWACS (Airborne Warning and Control System) ist in die Jahre gekommen. Wie das in London erscheinende Magazin Jane’s Defence Weekly vor Kurzem erfuhr, will das Bündnis noch in diesem Jahr über die Zukunft des fliegenden Radarsystems, das mittlerweile mehr als 30 Jahre alt ist, entscheiden. Künftige Modernisierungsprogramme werden die Lebensdauer der E-3A-Flugzeuge bis zum Jahr 2024, möglicherweise sogar bis 2035, verlängern können. Bald aber schon wird es nach Ansicht von Experten eine Grundsatzentscheidung über ein Nachfolgesystem geben müssen.

Wie das englische Wochenmagazin erfahren haben will, sollen Ende dieses Jahres bei der NATO die Weichen für die sogenannte „Post-AWACS-Situation“ gestellt werden. „Wenn eine Entscheidung über die Nachfolge für AWACS – die etwa um 2035 oder auch früher beschafft werden müsste – fallen soll, so muss sie bald fallen“, zitierte Jane’s einen NATO-Vertreter.

Jede Diskussion um einen AWACS-Nachfolger wird von zwei Konstanten beherrscht werden: von der Frage der Finanzierung und von der Frage, was eine Nachfolgelösung letztendlich können soll und muss. Bereits jetzt gibt es bei der NATO laute Überlegungen, die gegenwärtige AWACS-Flotte von 17 auf 14 Maschinen zu reduzieren. Tony White, ein Pressesprecher des Bündnisses, sagte am 26. Mai: „Uns ist vollkommen bewusst, dass AWACS immer älter wird. Für den Bereich des Nachrichtenwesens, der Überwachung und der Aufklärung steht damit die wohl wichtigste Entscheidung an, die die NATO-Nationen demnächst zu treffen haben.“

Verlängerung der Lebensdauer sogar bis ins Jahr 2035?

Im Augenblick geht es Jane’s Defence Weekly zufolge darum, die E-3A-Luftfahrzeuge einem Upgradeprogramm zu unterziehen. Zunächst sollen die Maschinen damit bis ins Jahr 2024 fit gehalten werden. Es wird damit gerechnet, dass der Flugzeughersteller „noch vor August“ dieses Jahres einen entsprechenden Auftrag erhalten wird. Anschließende und bereits begleitende weitere Modernisierungsmaßnahmen sollen die AWACS-Flotte schließlich sogar bis 2035 einsatzfähig halten.

Ein NATO-Experte fasste die aktuellen und künftigen Entscheidungsprozesse zur Zukunft der luftgestützten Luftraumaufklärung und –überwachung mit den Boeing E-3 Sentry wie folgt zusammen: „Ich denke, dass wir sehr bald den ,Point of no Return‘ erreicht haben werden, an dem einfach eine verbindliche Entscheidung getroffen werden muss. Eine Lebensdauerverlängerung des AWACS-Systems sogar bis etwa 2035 nimmt zwar den Druck von den NATO-Partnern und schützt vor einer überstürzten Entscheidung. Es bleibt aber weiterhin die große und schwierige Frage, mit und durch was AWACS einmal ersetzt werden soll.“

NATO-Frühwarnflotte mit zwei operationellen Einsatzverbänden

Die NATO hat seit 1980 eine Frühwarnflotte (NATO Early Warning & Control Force), die den Status einer Kommandobehörde hat. Sitz dieses Flottenkommandos ist Mons in Belgien. Dort ist man mit SHAPE (Supreme Headquarters Allied Powers Europe) assoziiert und direkt dem SACEUR (Supreme Allied Commander Europe/Oberster Alliierter Befehlshaber Europa) unterstellt. Die Position des Kommandeurs der NATO-Frühwarnflotte wird im turnusmäßigen Wechsel durch einen Generalmajor der deutschen oder der US-Luftwaffe eingenommen. Stellvertretender Kommandeur ist stets ein Air Commodore (Brigadegeneral) der britischen Royal Air Force (RAF).

Die Frühwarnflotte besteht zurzeit aus zwei operationellen Einsatzverbänden: dem multinationalen E-3A-Verband der NATO im deutschen Geilenkirchen und der britischen E-3D-Komponente im englischen Waddington.

Im Verband in Geilenkirchen mit seinen 17 Boeing E-3A-Luftfahrzeugen fliegen Besatzungen aus 16 Nationen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn und USA. Die AWACS-Maschinen werden seit Februar 1982 von ihrem Haupteinsatzflugplatz (Main Operating Base) in Geilenkirchen aus gesteuert. Die vorgeschobenen Einsatzflugplätze (Forward Operating Bases/Location) befinden sich in Trapani (Italien), Aktion (Griechenland), Konya (Türkei) und Ørland (Norwegen).

Die sieben Boeing E-3D-Luftfahrzeuge der 8. Staffel der Royal Air Force werden ausschließlich von RAF-Personal geflogen. Der Heimatflugplatz Waddington liegt in der englischen Grafschaft Lincolnshire.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Emblem der AWACS-Besatzungen in Geilenkirchen.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

2. Das Airborne Warning and Control System, AWACS, ist ein flugzeuggestütztes Radarsystem der USA und anderer NATO-Staaten. Es wird zur Luftraumaufklärung und als Einsatzleitzentrale eingesetzt. Das System E-3 Sentry mit dem markanten Rotodom auf dem Flugzeugrumpf der 707 wurde von Boeing entwickelt. Das Radar und die moderne Technik im Inneren können ein weiträumiges Luftlagebild erstellen. AWACS erfasst dabei alle Luftfahrzeuge in Radarreichweite, identifiziert sie und stellt sie anschließend auf den Bordmonitoren dar. Die Informationen können elektronisch an alle anderen Nutzer des Luftraums, die technisch entsprechend ausgestattet sind, weitergegeben werden.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)


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