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Mainz. Für die Pariser Zeitung Le Monde ist Wladimir Putin ein „angriffslustiger Verfechter eines staatsübergreifenden und antiwestlichen russischen Nationalismus“. Viele Menschen in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen würden diese Charakterisierung heute so unterschreiben. Denn die Ambitionen des russischen Präsidenten haben offensichtlich mit der Sehnsucht nach der vormaligen Größe des Zarenreiches und der späteren Sowjetunion zu tun. Im Baltikum wächst nun die Sorge, dass Russland versuchen könnte, nach der Ukraine auch die drei kleinen Staaten an der Ostsee zu destabilisieren. Estland, Lettland und Litauen haben russische Minderheiten. Und was denken die Deutschen momentan über Putin und mögliche weitere Krisen in Osteuropa?

Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen e.V. (Institut für Wahlanalysen und Gesellschaftsbeobachtung) hatte im Zeitraum 2. bis 4. September wieder seine traditionelle Umfrage zum „Politbarometer“ für das ZDF durchgeführt. Telefonisch interviewt wurden diesmal 1179 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Die Befragung gilt als repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Eine Mehrheit der Befragten spricht sich für schärfere Wirtschaftssanktionen gegen Russland aus – aber auch gegen mehr NATO-Truppen im Baltikum und in Polen.

Anhänger der Linken und der AfD gegen härtere ökonomische Strafmaßnahmen

Grundsätzlich unterstützt laut dieser aktuellen Umfrage für das ZDF eine Mehrheit von 54 Prozent aller Befragten eine Verschärfung der ökonomischen Strafmaßnahmen gegen Russland, auch wenn das „wirtschaftliche Nachteile für uns mit sich bringt“. Gegen wirtschaftliche Sanktionen sprechen sich 38 Prozent aus (Anm.: die Differenzen zu 100 Prozent bei dieser Interviewfrage und im Folgenden bedeuten „keine Antwort“/„weiß nicht“). In der Frage der ökonomischen Sanktionen sind sich die Anhänger von CDU/CSU, SPD und Grünen mit Werten um jeweils 60 Prozent einig, während die Anhänger der Linken und der AfD härtere Sanktionen überwiegend ablehnen.

Autonome Region im Osten der Ukraine bietet wenig Anlass zu Hoffnung

Fast drei Viertel der Bundesbürger (72 Prozent) machen sich große Sorgen über Putins aktuelle Politik („nicht so große Sorgen“: 27 Prozent). Wenig Hoffnung verbinden die Befragten dabei mit dem Vorschlag, im Osten der Ukraine eine autonome Region zu schaffen: Nur 22 Prozent glauben, dass damit ein Ende der militärischen Auseinandersetzungen erreichbar wäre („glauben nicht“: 68 Prozent). Eine Mehrheit der befragten Wahlberechtigten – 52 Prozent – ist der Meinung, dass die russische Politik eine Bedrohung für die NATO-Länder Polen und die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen darstellt („keine Bedrohung“: 37 Prozent). Allerdings wollen 57 der Befragten dort keine deutliche Verstärkung der NATO-Truppen zum Schutz dieser Länder. Lediglich 31 Prozent würden eine massivere Präsenz des Bündnisses in Polen und im Baltikum unterstützen. Das Bild vom Bären drängt sich auf: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.


Zu den Hintergrundbildern unserer drei Infografiken:
1. Wladimir Putin im Januar 2009 beim 39. Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz.
(Foto: World Economic Forum, Infografik © mediakompakt 09.14 mit Quelle ZDF und ZDF-Forschungsgruppe)

2. Sankt Petersburg, Russland – die Aufnahme vom 10. Mai 2010 zeigt die Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland.
(Foto: William Pittman/U.S. Navy, Infografik © mediakompakt 09.14 mit Quelle ZDF und ZDF-Forschungsgruppe)

3. April 2014 – prorussische Kräfte haben die Kommunalverwaltung der ukrainischen Stadt Slawjansk besetzt.
(Foto: Yevgen Nasadyuk, Infografik © mediakompakt 09.14 mit Quelle ZDF und ZDF-Forschungsgruppe)


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