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Mazar-e Sharif (Afghanistan)/Geilenkirchen-Teveren. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ging am 25. September der Einsatz von NATO-AWACS in Afghanistan zu Ende. An diesem Donnerstag kehrte auch die letzte Aufklärungsmaschine aus Mazar-e Sharif zur Heimatbasis Geilenkichen-Teveren zurück. Fast drei Jahre lang waren mehrere Hundert Soldaten des multinationalen Verbandes am Hindukusch stationiert gewesen. Die Luftfahrzeuge der AWACS-Flotte hatten dabei rund 1240 Einsatzflüge und 12.240 Flugstunden über Afghanistan absolviert. Ihren letzten Einsatz im Rahmen der Operation „Afghan Assist“ verbuchten die Männer und Frauen aus Geilenkirchen am 21. September, danach begann die Rückverlegung in die Heimat.

Die NATO hatte bereits vor einiger Zeit entschieden, dass für die ISAF-Nachfolgemission „Resolute Support“ keine AWACS-Maschinen mehr benötigt werden (AWACS: Airborne Early Warning and Control System/fliegendes Radarsystem für die luftgestützte Luftraumaufklärung und Luftraumüberwachung mit dem Ziel der Früherkennung und Vorwarnung). „Resolute Support“ beginnt am 1. Januar 2015.

Die Flugsicherungskontrolle für Militärluftfahrzeuge im afghanischen Luftraum wird künftig durch die Radarflugmelde- und -leitzentrale (Control and Reporting Centre, CRC) in Al Udeid im Emirat Katar sichergestellt. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den zuständigen zivilen Luftfahrtbehörden.

Das „wachsame Auge“ am Himmel über Afghanistan

Die NATO zog jetzt ein positives Fazit des Afghanistaneinsatzes ihres AWACS-Personals, das – verteilt auf die vergangenen drei Jahre – immer wieder über Monate hinweg von den Familien getrennt war. Die mächtigen Boeing E-3 Sentry waren am Hindukusch in keinen militärischen Zwischenfall verwickelt. Keines der Besatzungsmitglieder oder Angehörige des Bodenpersonals wurden verletzt. General Philip M. Breedlove, der Oberbefehlshaber der NATO-Einsätze (Supreme Allied Commander Europe, SACEUR), sagte bei der Rückkehr der letzten Maschine: „Die Mitglieder des E-3A-Verbandes haben seit Januar 2011 in Afghanistan einen bedeutenden Einsatz durchgeführt, der unseren Streitkräften dort gewaltige Vorteile brachte. Sie waren das ,wachsame Auge am Himmel‘ für unzählige unserer Soldaten, die sich auf die AWACS verließen, um einsatzwichtige Informationen für Tausende von Einsätzen zu erhalten.“

Der Deutsche Bundestag hatte der von der Bundesregierung beschlossenen Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (International Assistance Force, ISAF) am 25. März 2011 zugestimmt. Bei der namentlichen Abstimmung hatten 407 Abgeordnete mit Ja votiert, es hatte 113 Nein-Stimmen und 33 Enthaltungen gegeben.

Die einsatzbedingten Zusatzausgaben für die Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen von ISAF betrugen nach Angaben eines Sprechers des Bundesministeriums der Verteidigung bislang insgesamt rund 22,9 Millionen Euro.

Zum Auftrag der AWACS-Luftfahrzeuge über Afghanistan gehörten nach Definition der Bundesregierung:
– Erstellung eines Luftlagebildes, einschließlich dessen Bereitstellung für zivile und militärische Luftraumnutzer;
– Unterstützung bei der Durchführung von Operationen ISAF-geführter Bodenkräfte;
– Entflechtung von Luftverkehrsbewegungen, einschließlich der Koordinierung des militärischen Luftverkehrs unter Berücksichtigung ziviler Nutzer im afghanischen Luftraum;
– Koordinierung von Luftbetankung für militärische Luftraumnutzer;
– Relaisfunktion für Kommunikations- und Datenaustausch für militärische Nutzer.

Das Lagebild für die Operationsführung der Koalitionstruppen verdichtet

Ein Blick in den Regierungsantrag von 2011 verrät außerdem ein wenig mehr über den Dienstalltag der AWACS-Crews in den vergangenen drei Jahren am Hindukusch. Durch den Einsatz der NATO-AWACS wurde „das Lagebild für die Operationsführung der ISAF und der afghanischen Sicherheitskräfte verdichtet und die Reaktionszeit zur Unterstützung von Truppen, auch in Gefechtssituationen, durch Luftunterstützungsoperationen sowie Luftrettungsoperationen (MedEvac) erheblich verkürzt“, heißt es im Antragstext. Zudem hätten die Besatzungen über Afghanistan die „Sicherheit ziviler und militärischer Flugbewegungen rund um die Uhr gewährleistet“.

Generalmajor Andrew M. Mueller, seit dem 18. Juli 2012 Kommandeur in Geilenkirchen, würdigte nach Rückkehr der letzten AWACS-Maschine die Leistungen aller Verbandsangehörigen. Der Offizier der U.S. Air Force: „Ich möchte dem E-3A-Verband der NATO dazu gratulieren, dass er über drei Jahre lang in Afghanistan unermüdlich im Einsatz war.“ Das Militär- und Zivilpersonal aus 16 NATO-Mitgliedstaaten habe eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass „der Verband für die heutigen NATO-Befehlshaber eine einsatzbereite, zuverlässige und relevante Komponente“ darstelle.

Frühwarnflotte mit zwei operationellen Einsatzverbänden

Die NATO hat seit 1980 eine Frühwarnflotte (NATO Early Warning & Control Force), die den Status einer Kommandobehörde hat. Sitz dieses Flottenkommandos ist Mons in Belgien. Dort ist man mit SHAPE (Supreme Headquarters Allied Powers Europe) assoziiert und direkt dem SACEUR unterstellt. Die Position des Kommandeurs der NATO-Frühwarnflotte wird im turnusmäßigen Wechsel durch einen Generalmajor der deutschen oder der US-Luftwaffe eingenommen. Stellvertretender Kommandeur ist stets ein Air Commodore (Brigadegeneral) der britischen Royal Air Force (RAF).

Die Frühwarnflotte besteht zurzeit aus zwei operationellen Einsatzverbänden: dem multinationalen E-3A-Verband der NATO im deutschen Geilenkirchen und der britischen E-3D-Komponente im englischen Waddington.

Im Verband in Geilenkirchen mit seinen 17 Boeing E-3A-Luftfahrzeugen fliegen Besatzungen aus 16 Nationen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn und USA. Kanada verabschiedete sich am 28. Juli dieses Jahres endgültig aus Geilenkirchen – die Entscheidung, den multinationalen Verband „aus finanziellen Gründen“ zu verlassen, war bereits Ende 2011 gefallen. Das Land gehörte zu den zwölf Gründernationen des AWACS-Programms.

Die AWACS-Maschinen werden seit Februar 1982 von ihrem Haupteinsatzflugplatz (Main Operating Base) in Geilenkirchen aus gesteuert. Die vorgeschobenen Einsatzflugplätze (Forward Operating Bases/Location) befinden sich in Trapani (Italien), Aktion (Griechenland), Konya (Türkei) und Ørland (Norwegen).

Die sieben Boeing E-3D-Luftfahrzeuge der 8. Staffel der Royal Air Force werden ausschließlich von RAF-Personal geflogen. Der Heimatflugplatz Waddington liegt in der englischen Grafschaft Lincolnshire.

Neue digitale Cockpitausrüstung und Avionik für die NATO-AWACS

Im August wurde das US-Unternehmen Boeing von der NATO damit beauftragt, 13 der AWACS-Flugzeuge mit moderner digitaler Cockpitausrüstung und Avionik zu versehen. Der Auftrag hat ein Volumen von etwa 250 Millionen US-Dollar. Mit dem Modernisierungsprogramm sollen die Maschinen für die aktuellen und künftigen Betriebsanforderungen in kontrollierten Lufträumen fit gemacht werden. Die digitalen Systeme ersetzen außerdem Gerätschaft, für die kaum noch Ersatzteile zu beschaffen sind. Mit der Nachrüstung kann zudem einmal eines von bislang vier Crewmitgliedern im Cockpit „eingespart“ werden.

Im Rahmen eines Entwicklungsvertrags hat Boeing bereits eine E-3A der NATO mit den neuen Systemen ausgerüstet. Die Flugtests sollen im vierten Quartal dieses Jahres beginnen. Die Umrüstung der 13 AWACS-Maschinen des Bündnisses soll bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein (siehe auch hier).


Unsere Aufnahmen 1 bis 4 zeigen die Rückkehr der letzten AWACS-Maschine aus Afghanistan und die Begrüßung der Besatzung in Geilenkirchen-Teveren am 25. September 2014.
(Fotos: NATO E-3A Component)

5. Das US-Unternehmen Boeing erhielt den Auftrag zur Modernisierung der NATO-AWACS in den Bereichen Cockpit und Avionik.
(Foto: Boeing)


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