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Berlin. Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 haben mehr als 3200 Soldaten und zivile Angehörige unserer Streitkräfte in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren. Ihre Namen sind nicht vergessen. Im Rahmen eines Festaktes schlug Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nun am Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin ein bronzenes „Buch des Gedenkens“ auf, das an die Verstorbenen der Bundeswehr erinnert.

Das „Buch des Gedenkens“ besteht aus 20 Bronzeplatten, die wie Buchseiten umgeblättert werden können. Nach Jahren und alphabetisch geordnet sind hier die Namen der rund 3200 Menschen zu finden, die bei der Erfüllung ihrer Bundeswehr-Dienstpflichten starben – bei einem Manöver, einem Flugzeugabsturz, einem Dienstunfall, auf dem Weg von und zur Kaserne, im Auslandseinsatz. Alleine bei diesen Missionen, an denen sich Deutschland in multinationalem Rahmen seit 1992 beteiligt, fielen offiziellen Angaben zufolge bislang 103 Bundeswehrsoldaten – 37 durch Fremdeinwirkung, 66 kamen durch sonstige Umstände ums Leben.

Das „Buch des Gedenkens“ wurde durch das Architekturbüro von Professor Andreas Meck (München) entworfen und dabei gestalterisch und inhaltlich in das Ehrenmal der Bundeswehr integriert. Das Projekt war 2013 vom damaligen Bundesminister der Verteidigung Thomas de Maizière gebilligt worden.

„Eine Brücke zu dem für uns so wichtigen Menschen“

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte bei der Übergabe am 8. Mai vor rund 70 Gästen aus Politik, Gesellschaft und dem militärischen Bereich: „Im Buch des Gedenkens haben nun all diejenigen ihren Platz, die seit 1955 im Dienst ihr Leben verloren haben. Ihre Namen stehen auf 20 bronzenen Platten, ständig sichtbar. Auf Seiten, die man anfassen, die man umklappen und lesen, die man greifen und begreifen kann.“

Nach der Übergabe des bronzenen Buches an die Öffentlichkeit, die nun das Werk jederzeit betrachten kann, sprach die Vertreterin der Hinterbliebenen, Tanja Menz. Ihr Sohn Konstantin war am 18. Februar 2011 im damaligen Bundeswehr-Außenposten OP North gestorben, als ein Soldat der afghanischen Nationalarmee plötzlich das Feuer eröffnete. Mit ihm hatten an diesem Tag auch die Kameraden Georg Kurat und Georg Missulia ihr Leben durch die Hand des Attentäters verloren.

Die Mutter von Konstantin Menz: „Ab heute ist es uns möglich, hier immer und individuell zu gedenken und zu trauern. Wir können dank dieses Bronzebuches die für uns so wichtigen Namen nicht nur sehen, sondern auch fühlen und begreifen … Dieses Buch kann eine Brücke bilden und Nähe und Verbindung schaffen zu dem für uns so wichtigen Menschen.“

Öffentliches Erinnern und zugleich individuelles Trauern

Das „Buch des Gedenkens“ ergänzt die bereits im Ehrenmal vorhandenen digitalen temporären Einblendungen einzelner Namen von Verstorbenen auf einer Lichtleiste. Der Bau am Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung steht in der Kontinuität des Totengedenkens der Bundeswehr. Es soll öffentliches Erinnern erlauben und zugleich individuelles Trauern und Gedenken ermöglichen.

Das Projekt „Erinnerungsstätte auf dem Gelände des Bendlerblocks“ geht auf eine Initiative des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Jung zurück. Bei seinem ersten Truppenbesuch in Afghanistan im Dezember 2005 war er – so die persönliche Erklärung – besonders davon berührt, wie Bundeswehrsoldaten in Kabul an einer selbst gestalteten Gedenkstätte der Toten der Internationalen Schutztruppe gedachten.

Für das Wettbewerbsverfahren wurde eine Expertenkommission ins Leben gerufen, der namhafte Fachleute angehörten: die Architekten Stephan Braunfels und Christoph Sattler, der damalige Leiter Planungsstab im Bundesministerium der Verteidigung Ulrich Schlie (der zugleich den Vorsitz der Kommission übernahm), der ehemalige Bundesbauminister Oscar Schneider, der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan sowie der Historiker und Kulturwissenschaftler Christoph Stölzl. An dem Wettbewerb beteiligten sich sechs Künstler und Architekten. Nach „sorgfältiger Diskussion und Würdigung des hohen baukünstlerischen Niveaus aller eingereichten Entwürfe“ sprach sich die Kommission auf ihrer Sitzung am 16. Mai 2007 für den Vorschlag des Münchner Architekten Professor Andreas Meck aus.

Am 27. November 2008 legte Verteidigungsminister Jung den Grundstein zum Ehrenmal der Bundeswehr. Gut ein Jahr später, am 8. September 2009, weihte er in einer feierlichen Zeremonie und im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Bauwerk ein.



Zu unseren drei Bildern vom Ehrenmal der Bundeswehr:
1. Blick auf die Arbeit von Professor Andreas Meck, das bronzene „Buch des Gedenkens“.

2. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrer kurzen Ansprache, links von ihr Architekt Meck und die Vertreterin der Hinterbliebenen, Tanja Menz.

3. In stillem Gedenken.
(Fotos: Uwe Steinert/Bundeswehr)


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