Bonn. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbreitet im Irak Angst und Schrecken. Die Dschihadisten haben ein Kalifat ausgerufen und wollen nach der Macht in der gesamten arabischen Welt greifen. Dabei verüben sie gegen „Nicht-Gläubige“, wie beispielsweise die Jesiden, unvorstellbare Verbrechen. Keine drei Jahre, nachdem die US-amerikanischen Streitkräfte den Irak verlassen haben, greifen nun Kampfbomber auf Befehl Barack Obamas Stellungen der IS an.
Der Ereignis- und Dokumentationskanal phoenix befasst sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit dem Krisenherd Irak. Am 13. August (Mittwoch) spricht Thomas Bade im Bonner Studio mit dem früheren ARD-Korrespondenten und Nahostexperten Marcel Pott und mit dem Experten für internationale sicherheitspolitische Fragen Professor Stefan Fröhlich über die Entwicklungen im Irak und die Luftangriffe der USA.
Das Thema wird durch die Dokumentation „Es begann mit einer Lüge“ (ZDF 2013) ergänzt. Diese Arbeit der Autoren Isabelle Tümena und Frédéric Ulferts (Redaktion Paul Ambergblickt) ist in Zusammenarbeit mit der BBC entstanden und zeigt unter anderem, wie die Aussagen eines einzigen Informanten von der Weltmacht USA genutzt wurde, um einen umstrittenen Krieg gegen den Irak zu führen.
Seit es das Christentum gibt, gibt es Christen im Irak. Zehntausende lebten in der Millionenstadt Mossul noch vor Kurzem friedlich zusammen mit Muslimen. Doch jetzt wurde eine seit Jahrhunderten währende Tradition zerschlagen. Die Terrormilizen der IS haben sämtliche Christen aus ihrem neuen Herrschaftsgebiet, einem einstigen Kernland der Bibel, vertrieben. Die meisten der aus Mossul geflohenen Menschen suchen Schutz im kurdischen Nordirak.
SWR-Korrespondent Matthias Ebert (ARD-Studio Kairo, Ägypten) schildert am 14. August (Donnerstag) auf phoenix erschütternde Schicksale der letzten Christen im Irak. Schicksale wie das der Christin Laura Edward. Sie musste mit ihrer Familie fliehen und verlor dabei an den Checkpoints ihr gesamtes Hab und Gut. Menschen im Irak, ausgeraubt von Islamisten.
Eberts Reportage übersieht aber auch nicht die kleinen Funken der Hoffnung. Die Kurden im Nordirak etwa zeigen sich solidarisch mit den Christen. Bei einer Demonstration gegen ihre Vertreibung schließen sich ihnen führende Imame an und auch kurdische Clanführer. Sie wollen den Vertriebenen helfen.
Der kurdische Nordirak ist eine autonome Region und auf den ersten Blick ein friedlicher Ort voller Leben. Seit Jahren geht es den Menschen hier dank der Einnahmen aus der Ölförderung wirtschaftlich gut. Erst seit ein paar Monaten, seit der verschärften Krise im Irak, machen sich auch die Kurden Sorgen und fordern deshalb ihre Unabhängigkeit. Peschmerga-General Helgurd Hikmet Mela Ali sagt: „Bald werden wir Kurden unser eigenes Land haben, ein freies Land der Toleranz.“ Darin sollen dann auch die Christen Platz finden.
Krisenherd Irak – ein phoenix-Themenschwerpunkt aus dem Studio Bonn mit Thomas Bade, Marcel Pott und Stefan Fröhlich. Sendetermin: Mittwoch, 13. August 2014 (ab 10.15 Uhr).
Reportage „Vertrieben und beraubt – die letzten Christen im Irak“ von Matthias Ebert (ARD-Studio Kairo, phoenix/Bonn 2014). Erstausstrahlung auf phoenix: Donnerstag, 14. August 2014 (ab 21.45 Uhr). Angaben ohne Gewähr.
Zu unserer Bildfolge:
1. und 3. Irakisch-kurdische Peschmerga-Posten vor den Kirchen – Alltag im Irak. Christen müssen beschützt werden vor der Terrororganisation „Islamischer Staat“, IS.
2. Korrespondent Matthias Ebert in Erbil, Sitz der Regierung der autonomen Region Kurdistan im Irak.
4. Emilio Nona ist der Schock anzusehen – er wurde von seinem Bischofssitz in Mossul vertrieben. Ob seine Kirche noch steht, weiß er nicht. Jetzt ist er erstmal in Erbil und muss hier im Exil die Dekansweihe durchführen.
5. Die Edwards haben an den Checkpoints durch die Islamisten alles verloren.
6. Die Marienstatue ist das letzte Symbol des christlichen Ortes Qaraqosh. Ein paar Hundert Meter dahinter verläuft die Front, an der die Islamistenkämpfer in ihren Stellungen lauern.
(Fotos: phoenix/ARD-Studio Kairo)