menu +

Nachrichten



München/Brize Norton (Großbritannien)/Wunstorf. Das Triebwerkskonsortium Europrop International GmbH (EPI) hat vor Kurzem das 100. Serientriebwerk TP400-D6 für den Militärtransporter Airbus A400M Atlas fertiggestellt. Das Jubiläum wurde am 11. November bei der MTU Aero Engines in München gefeiert. Das 100. TP400-D6 ist ein Ersatztriebwerk für die deutsche Luftwaffe, die nun nach jahrelanger Verspätung Anfang Dezember ihren ersten Airbus-Transporter erhalten soll. Allerdings gibt es nach einem Bericht des ARD-Hauptstadtstudios noch etliche „Mängel“ an dieser Maschine. Gestern (27. November) nahmen die britischen Streitkräfte ihren ersten A400M in Empfang.

Das EPI-Konsortium, gegründet 2002, besteht aus den vier in Europa führenden Triebwerksherstellern Industria de Turbo Propulsores/ITP-Gruppe (Spanien; Anteile am Joint Venture 16 Prozent), MTU Aero Engines (Deutschland; 28 Prozent), Rolls-Royce (Großbritannien; 28 Prozent) und Snecma/Safran-Gruppe (Frankreich; 28 Prozent).

Das Unternehmen MTU ist beim Propellerturbinen-Triebwerk TP400-D6 für den Mitteldruckverdichter sowie für die Mitteldruckturbine und -welle verantwortlich und an der Regelung beteiligt. Außerdem erfolgt die Endmontage aller TP400-D6-Serientriebwerke bei der MTU in München, der Serienabnahmetest dann bei der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg. Die drei anderen EPI-Partnerunternehmen – ITP, Rolls-Royce und Snecma – liefern ihre Module ins Münchener Werk.

In gut einem Jahr soll bereits das 200. Serientriebwerk ausgeliefert werden

Ian Crawford, Präsident von Europrop International, kommentierte die runde Produktionszahl sichtlich stolz: „Die Fertigstellung des 100. Serientriebwerks ist ein weiterer wichtiger Meilenstein des TP400-D6-Programms und macht deutlich, wie schnell die Auslieferung hochläuft. Im Januar 2016 soll das 200. Triebwerk übergeben werden.“

Bis heute haben insgesamt 24 TP400-D6-Triebwerke mehr als 4000 Flugstunden absolviert. Sie kommen in A400M-Militärtransportern der französischen und türkischen Luftwaffe zum Einsatz. Die Auslieferung der ersten britischen Atlas erfolgte am 27. November. Die Royal Air Force übernahm die Maschine offiziell im Rahmen einer Feierstunde am Luftwaffenstandort Brize Norton nahe Oxford.

Deutsches A400M-Personal wartet ungeduldig auf die Premiere-Maschine

Die deutsche Luftwaffe erwartet ihren ersten A400M-Militärtransporter Anfang Dezember. Ein fester Termin stehe allerdings noch nicht fest, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Fliegerhorstes Wunstorf. Hier beim Lufttransportgeschwader 62 wird einmal die A400M-Flotte der Bundeswehr stationiert sein. Wunstorf wird auch Heimat des multinationalen Ausbildungszentrums für die neuen Transportmaschinen.

Nach Auskunft der Luftwaffe gibt es bislang 16 ausgebildete deutsche A400M-Piloten sowie zehn Beladungsmeister. Die Planungen sehen vor, dass der erste deutsche Airbus Atlas nach dem Eintreffen in Wunstorf zunächst offiziell in Dienst gestellt wird und anschließend für die Maschine eine mehrmonatige Einsatzprüfung beginnt. Wie die Presseagentur dpa meldete, wird die deutsche Premiere-Maschine derzeit im Airbuswerk im spanischen Sevilla vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) für die offizielle Abnahme geprüft. Trotz „einiger kleinerer Mängel“ halte das BAAINBw am bisherigen Zeitplan fest, so dpa.

Noch „mehrere Hundert Nacharbeiten“ am ersten deutschen Airbus-Transporter?

Bei aller Vorfreude auf die Ankunft des lange erwarteten ersten deutschen Airbus A400M gibt es aber offensichtlich doch noch etliche Kritikpunkte. Nach Recherchen des ARD-Hauptstadtstudios muss das Unternehmen Airbus vor Übergabe des ersten A400M an unsere Luftwaffe „mehrere Hundert Nacharbeiten“ vornehmen. In ihrer Pressemitteilung vom 26. November spricht die ARD von „Mängelbeseitigungen“. Dazu sollen beispielsweise Lackschäden, aber auch falsch verlegte Kabel gehören. Ein Sprecher der Luftwaffe habe den Vorgang gegenüber dem Sender bestätigt.

Weiter zitiert die ARD das Unternehmen Airbus in seinem Pressetext wie folgt: „Die Nacharbeiten seien im Bereich des Normalen. Außerdem sei der für die Luftwaffe vorgesehene A400M in der letzten Phase des Übergabeprozesses. Die Übergabe könnte in der ersten Dezemberhälfte stattfinden. Im Übrigen sei es der zügigste Abnahmeprozess bei einer Erstabnahme eines A400M.“

Der Abnahmeprozess durch die Bundeswehr begann am 5. November. Gegenüber der ARD habe Airbus dargelegt, dass der Prüfablauf durch die Bundeswehr „zügig, professionell und detailliert“ abgelaufen sei. „Nach wie vor hat der A400M noch nicht die von der Luftwaffe geforderte Fähigkeit auf Graspisten zu landen“, gibt die ARD einen Airbus-Sprecher wieder. Diese Fähigkeit sei „noch in der Testphase“.

Selbstschutzsystem für den Airbus A400M ab dem Jahr 2016

In ihrer Pressemitteilung an die Nachrichtenagenturen geht die Redaktion des ARD-Hauptstadtstudios kurz auch auf das Selbstschutzsystem der A400M ein: „Die für weitere A400M vorgesehene Selbstschutzanlage soll bei den ab 2016 für die Luftwaffe ausgelieferten Modellen integriert sein. Mitte Oktober beauftragte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr das Unternehmen Diehl BGT Defence mit dem Aufbau eines Laserschutzsystems zur Abwehr von Lenkflugkörpern.“ (Anm.: Wir werden darüber in Kürze berichten.)

Auch der Auswurf von großen an Fallschirmen befestigten Gepäckstücken während des Fluges befinde sich noch in der Testphase und gehöre deshalb bei Übergabe der ersten deutschen Maschine in der ersten Dezemberhälfte noch nicht zu den eigentlich angeforderten Fähigkeiten, berichten die Kollegen der ARD.


Zu unserer Bildauswahl:
1. Erste Testläufe des Propellerturbinen-Triebwerks TP400-D6 Anfang 2006 in der Snecma-Testeinrichtung im französischen Istres.
(Foto: Europrop International GmbH)

2. Blick in das Erprobungszentrum in Sevilla, Spanien.
(Foto: Andrew Siddons/Rolls-Royce plc)

3. Die ersten TP400-D6-Triebwerke bereit zur Auslieferung an die Endmontage.
(Foto: Europrop International GmbH)

4. Frontansicht des Airbus A400M Atlas.
(Foto: Andrew Siddons/Rolls-Royce plc)

5. Die Royal Air Force erhielt am 27. November 2014 ihren ersten Airbus-Militärtransporter. Die Aufnahme entstand auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Brize Norton und zeigt den Minister für Rüstung, Support und Technologie, Philip Dunne, bei seiner Ansprache.
(Foto: Andrew Linnett/MOD Crown Copyright 2014)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN