menu +

Nachrichten



Grafschaft-Gelsdorf/Neubiberg. „Die virtuelle Welt hat uns mental überrollt“, warnte einmal Friedrich Wilhelm Kriesel. Der frühere Kommandeur des Kommandos Strategische Aufklärung der Bundeswehr in Grafschaft hat sich lange und intensiv mit den Gefahren des World Wide Web und den Dimensionen „virtueller Gefechtsfelder“ befasst. Unter anderem zeichnete er verantwortlich für den Aufbau einer Bundeswehr-Fähigkeit „Computer-Netzwerk-Operationen“. In seiner 2011 veröffentlichten Problemanalyse „Cyberwar“ schreibt der frühere Brigadegeneral: „Cyberwar (geht) weit über die militärischen Aspekte von Kriegführung hinaus und betrifft alle Lebensfunktionen eines entwickelten Staates. Die Verteidigung gegen virtuelle Kriegführung ist deshalb eine gesamtstaatliche und nicht eine vorrangig militärische Aufgabe.“ Diese ganzheitliche Betrachtungsweise favorisieren auch die Gründer des neuen Forschungszentrums CODE der Universität der Bundeswehr München.

Das Anfang Mai im bayerischen Neubiberg eröffnete Forschungszentrum Cyber Defence (CODE) der Bundeswehr-Universität vereint Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Integriert sind ebenfalls Fachleute aus Wirtschaft und staatlichen Einrichtungen. Michael Brauns, Pressesprecher der Universität, zu der Zentrumsgründung: „Seien es Cyber-Attacken auf staatliche Einrichtungen, Unternehmen oder gegen Privatpersonen – die Gefahr lauert im Netz und verursacht Schäden in Millionenhöhe. Technik alleine kann den Herausforderungen jedoch nicht begegnen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Informationssicherheit und die Maßnahmen der Cyber Defence zur Abwehr von Angriffen auf vernetzte technische Systeme einer ganzheitlichen Betrachtung und Gestaltung bedürfen.“

Expertise aus fünf Fakultäten

CODE will innovative technische Neuerungen und Konzepte zum Schutz von Daten, Software und Systemen – unter Beachtung gesetzlicher und betriebswirtschaftlicher Rahmenbedingungen – ganzheitlich, integrativ und interdisziplinär realisieren. Die ganzheitliche Betrachtung wird die IT-Sicherheit vernetzter Systeme und mobiler Geräte, kritische Infrastrukturen, Daten, Dienste sowie Software bei Anwendungsbereichen wie Automotive, Logistik und Energiewirtschaft umfassen.

In das neue Forschungszentrum wollen auch die Fakultäten für Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Luft- und Raumfahrttechnik, Wirtschafts- und Organisationswissenschaften sowie Elektrotechnik und Technische Informatik der Universität der Bundeswehr München ihre Expertise einbringen.

Cyberwar – Krieg der Zukunft

Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) durchdringt alle Bereiche moderner Gesellschaften und ist Innovationstreiber in Wirtschaft und Forschung. Diese Komplexität und Vernetzung führt bereits heute zu starken Abhängigkeiten im privaten und öffentlichen Leben. Die Sicherheit der IKT durch die Abwehr von Netzwerk-Angriffen (Cyber Defence) ist daher eine entscheidende Herausforderung. „Cyber-Abwehr kostet – eine nicht adäquate Cyber-Abwehr kostet noch mehr“, argumentiert die Sprecherin des neuen Forschungszentrums CODE, Professorin Gabi Dreo Rodosek. „Der Grad der Vernetzung und die Intensität der Kommunikation in unserer Informationsgesellschaft nehmen seit Jahren zu.“

Das Erkennen neuer Bedrohungsarten und Sicherheitslücken sowie die Entwicklung neuartiger Konzepte für die Netzsicherheit sind Forschungsbereiche, mit denen sich die Wissenschaftlerin im Schwerpunkt befasst. „Letztlich ist es immer ein Wettlauf zwischen den neuesten Angriffsmethoden und den entsprechenden Schutzmaßnahmen“, erklärt sie. Der Bedarf an IT-Sicherheitskonzepten hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Auch Dreo Rodosek vertritt die Ansicht, dass Cyberwar der Krieg der Zukunft ist: „Bevor in einem Konflikt der erste Schuss fällt, werden Hacker versuchen, die Waffen- und Radarsysteme, die Kommunikationsmittel aber auch die Energieversorgung des Gegners auszuschalten.“

Die Professorin berät sowohl die Bundeswehr als auch deutsche Sicherheitsbehörden und Unternehmen. Die Bündelung und der weitere Aufbau von Expertise im Bereich
„Cyber Defence“ an der Universität der Bundeswehr München ist ihr seit Jahren schon ein Herzensanliegen.

Forschungsstärken der Universität präsentieren

CODE ist das vierte neue Forschungszentrum der Bundeswehr-Universität München. Bereits Ende 2012 waren die Zentren MOVE (Modern Vehicles), MIRA (Munich Integrated Research on Aerospace) und RISK (Risiko, Infrastruktur, Sicherheit und Konflikt) gegründet worden. Pressesprecher Brauns: „Die Einrichtungen bündeln bereits bestehende hochschulinterne Kooperationen der Universität und fungieren als zentrale Anlaufstelle für die jeweiligen Themen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Forschungsstärken der Universität sichtbar zu machen und in der nationalen sowie internationalen Forschungslandschaft zu positionieren.“


Hinweis: Cyberwar – ist Deutschland gerüstet? Dieses Video der Deutschen Welle (DW) befasst sich unter anderem mit der Entdeckung des Computerwurms Stuxnet im Juni 2010 und dem NATO-Gipfel in Lissabon (Portugal) im November 2010, der mit großem Nachdruck vor den künftigen Gefahren eines virtuellen Krieges in Netzwerken warnte. In dem rund sechs Minuten dauernden DW-Beitrag äußert sich ausführlich der Berliner IT-Sicherheitsexperte Dr. Sandro Gaycken. Er berät auch das Bundesministerium der Verteidigung und die Bundeswehr in Fragen der Computersicherheit.



YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden




Zum Bildangebot:
Die Aufnahmen zeigen den Schriftzug der Neubiberger Bildungseinrichtung im Eingangsbereich und das Hochschulgelände in der Gesamtschau.
(Fotos: Universität der Bundeswehr München)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN