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Warendorf. Es ist eine Premiere der ganz besonderen Art: Erstmals nehmen an einer internationalen CISM-Militärmeisterschaft Teams bestehend aus nichtbehinderten und behinderten Soldaten teil. Diese „1. Offene Integrative CISM Leichtathletik-Europameisterschaft“ wurde am 10. September in Warendorf eröffnet. Zur deutschen Militär-Leichtathletikmannschaft gehören 46 Athletinnen und Athleten. 40 von ihnen sind Bundeswehrsportler aus den Spitzenkadern. Sie werden verstärkt von sechs behinderten beziehungsweise einsatzgeschädigten Soldaten sowie drei Trainern.

Die Militär-Europameisterschaften der Leichtathleten (1st Open Integrative CISM Military European Championships in Track and Field) dauern insgesamt bis zum 16. September. 20 Nationen nehmen teil. Begrüßt wurden die Mannschaftsdelegationen am Dienstag auf dem Warendorfer Marktplatz von Generalleutnant Peter Schelzig, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, und Navy Captain Luiz Serrano (Brasilien), dem offiziellen CISM-Repräsentanten (CISM: Conseil International du Sport Militaire).

Expertengruppe erarbeitete neue Regularien

Die Elite der Stabhochspringer bestreitet ihre Wettkämpfe am 12. September. Starten will hier auch der Weltmeister von Moskau, Raphael Holzdeppe. Er ist Sportsoldat bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz. Insgesamt kämpfen in Warendorf in diesen Tagen mehr als 200 Sportlerinnen und Sportler in allen Disziplinen der Leichtathletik um die Medaillen. Acht der 20 vertretenen Nationen haben CISM-Teilnehmer für die Parasport-Disziplinen entsandt.

Die Regularien für diese Wettkämpfe sind speziell für diese Militär-Europameisterschaften von einem internationalen Gremium mit Experten aus Brasilien, Deutschland, Kanada und den USA ausgearbeitet worden. Unterstützt wird die Veranstaltung vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und vom Deutschen Behindertensportverband (DBS).

Bundeswehr-Sportfördergruppe für behinderte Soldaten

In der Bundeswehr gibt es etwa 9000 zivile Schwerbehinderte und 850 schwerbehinderte Soldaten, rund 50 Soldaten leiden an den Verwundungen eines Auslandseinsatzes. Im Vergleich zu anderen Ländern steckt in Deutschland die Integration kriegsversehrter Soldaten in den Behindertensport noch in der Findungsphase. Aber es tut sich etwas. Verteidigungsminister Thomas de Maizière beispielsweise hatte am 8. Oktober 2012 bei einem Empfang in Berlin für Spitzensportler der Streitkräfte die Gründung einer Bundeswehr-Sportfördergruppe für Behinderte in Aussicht gestellt. Im Mai dieses Jahres haben erstmals einsatzgeschädigte Bundeswehrangehörige an einem großen internationalen Behindertensportwettkampf teilgenommen. Dort, bei den Warrior Games 2013 in Colorado Springs (USA), schnitten die deutschen Teilnehmer „ganz gut“ ab, wie der Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband Karl Quade berichtete.

Sponsoren und prominente Fürsprecher

Das Urteil „ganz gut“ signalisiert, dass Quade auch Grenzen sieht. In einem Gespräch mit dem Darmstädter Echo gab er vor Kurzem zu bedenken, dass aus den Reihen der einsatzversehrten Bundeswehrsoldaten künftig wohl kaum eine Vielzahl von Paralympics-Athleten kommen wird. Denn es sei kein Automatismus, dass behinderte Soldaten, die beispielsweise an einem der Sporttherapie-Lehrgänge der Bundeswehr teilnehmen, später dann auch über den Leistungssport zu den Paralympics finden werden.

Voll des Lobes ist der DBS über die dreiwöchigen Lehrgänge „Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ der Sportschule der Bundeswehr Warendorf. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher bezeichnete dieses Projekt als „sehr beachtlich und auch beispielhaft“. In ganz anderen Dimensionen denken und arbeiten Briten, Kanadier und US-Amerikaner mit ihren kriegsversehrten Veteranen. Die Vereinigten Staaten haben ihr U.S. Olympic Committee (USOC) Paralympic Military & Veteran Program, das von einem global agierenden Wirtschaftsprüfungsunternehmen gesponsert wird. In Großbritannien ist Prinz Harry Botschafter der 2007 gegründeten Initiative „Help for Heroes“. Kanada hat das „SoldierOn“-Programm, das ebenfalls paralympische Militärathleten fördert.

Nicht vergessen dürfe man beim Blick auf die genannten Veteranen-Programme, so Beucher und Quade, dass diese Nationen wegen ihrer Beteiligung an etlichen militärischen Auseinandersetzungen auch „eine ungleich größere Zahl von verletzten Soldaten“ hätten. Was in Deutschland sicherlich auch nicht zu realisieren sei, sei eine Übernahme der Strukturen dieser „Veteran Programs“. Diese Strukturen führten – über eine reine Sporttherapie für Kriegsgeschädigte hinaus – „innerhalb der jeweiligen Armeen direkt in den paralympischen Zyklus“, erklärt Beucher. Dies gehe in Deutschland beziehungsweise bei der Bundeswehr so (noch) nicht.



Hinweis: Viele deutsche Soldaten kehren schwer traumatisiert und verwundet aus den Auslandseinsätzen zurück. Eine Rehabilitationsmöglichkeit bietet die Sporttherapie der Bundeswehr-Sportschule in Warendorf, die in enger Zusammenarbeit mit dem Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr entwickelt wurde. Das Video des YouTube-Kanals der Bundeswehr stellt dieses sporttherapeutische Angebot vor.
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Hintergrund                               

Der internationale Militärsportverband Conseil International du Sport Militaire (CISM) besteht derzeit aus 133 Mitgliedernationen (Afrika 45, Amerika 18, Asien 29, Europa 41). Gegründet wurde CISM am 18. Februar 1948 von Offizieren aus fünf Nationen: Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg und Niederlande.
Die Bundeswehr organisiert jährlich mindestens eine Militär-Welt- oder Militär-Europameisterschaft. Hinzu kommen durchschnittlich fünf bis zehn regionale Turniere und Trainingslager mit internationaler Beteiligung. Darüber hinaus entsendet die Bundeswehr jährlich mehr als 400 Soldatinnen und Soldaten zu den unterschiedlichsten CISM-Maßnahmen. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Motto der Gründer „Freundschaft durch Sport“.
Der Verband hat seinen Hauptsitz mit dem Generalsekretariat in der belgischen Hauptstadt Brüssel.


Unser Bildangebot:
1. Eröffnungszeremonie auf dem Marktplatz der Stadt Warendorf. Generalleutnant Peter Schelzig, Warendorfs Bürgermeister Jochen Walter, CISM-Repräsentant Luiz Serrano und Oberst Bernd Grygiel, Kommandeur der Sportschule der Bundeswehr, schreiten die Front ab.

2. Erste Offene Integrative CISM Leichtathletik-Europameisterschaft – die deutsche Delegation.

3. Zur Eröffnung der CISM-Veranstaltung spielte das Luftwaffenmusikkorps 3 aus Munster unter Leitung von Major Timor Oliver Chadik.

4. Der Einmarsch der CISM-Flagge markierte den offiziellen Beginn dieser internationalen Soldatensportwettkämpfe.
(Fotos: Michael Mandt/Bundeswehr)


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