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Berlin. Noch ist es eine Idee, aber die Idee nimmt Gestalt an. Bald schon könnte es bei der Bundeswehr eine eigene Sportfördergruppe für Behinderte geben. Bei einer Ehrung von rund 120 Sportsoldaten am 8. Oktober in Berlin durch Verteidigungsminister Thomas de Maizière wurde bekannt, dass derzeit die Realisierung eines solchen Projektes geprüft wird. Mit Blick auf die Paralympics, die Weltspiele der Behinderten, sagte de Maizière, seine große Hoffnung sei, dass einmal auch verwundete Bundeswehrangehörige an solchen Wettkämpfen teilnehmen könnten.

Die Ehrung der Sportlerinnen und Sportler fand im Gästecasino des Verteidigungsministeriums statt. Die Dienstgrade erhielten dort für ihre Leistungen bei den diesjährigen Biathlon-Weltmeisterschaften in Ruhpolding, den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki oder den Olympischen Sommerspielen in London die Minister-Medaille – eine „besondere Auszeichnung für besondere Menschen“, so de Maizière.

Bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2012 waren zwei Soldatinnen und zwei Soldaten gestartet, die insgesamt fünf Medaillen mit nach Hause brachten. An den Leichtathletik-Europameisterschaften 2012 in Helsinki hatten zehn Sportsoldatinnen und zwölf Sportsoldaten teilgenommen; die Medaillenbilanz hier: drei Goldmedaillen, eine Silbermedaille sowie zwei Bronzemedaillen. 115 Spitzensportler der Bundeswehr (41 Frauen und 74 Männer) waren im Juli mit der deutschen Olympiamannschaft nach Großbritannien gereist, 19 der insgesamt 44 deutschen Olympiamedaillen gingen später auf das Konto der Bundeswehr-Sportler.

Eingebunden in das DOSB-Gesamtsystem

Die Bundeswehr unterstützt in ihren 15 Sportfördergruppen bis zu 744 deutsche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler. In den Sportfördergruppen gibt es rund 40 Dienstposten für das notwendige Führungs- und Stammpersonal. Die Kosten für die Bundeswehr-Spitzensportförderung betragen 32 Millionen Euro pro Jahr (im Wesentlichen sind dies Personalausgaben).

Das Fördersystem der Bundeswehr ist ein fester Bestandteil des Gesamtsystems des Deutschen Leistungssports und dort fest eingebunden. So ist auch die Anzahl der Förderplätze mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) abgestimmt. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sagte bei dem Empfang in Berlin, sein Verband sei auf die Sportförderung der Streitkräfte angewiesen. Die Olympischen Spiele in London bewertete er aus deutscher Sicht als klaren Erfolg.

Pilotlehrgang in Warendorf

Die Gründung einer Sportfördergruppe für Behinderte bei der Bundeswehr wäre im Übrigen die konsequente Fortsetzung eines seit Herbst vergangenen Jahres eingeschlagenen Sporttherapie-Weges in Warendorf. Das Sportmedizinische Institut der Bundeswehr und die Sportschule der Bundeswehr, beide hier in der Emsstadt beheimatet, haben einen Pilotlehrgang „Sport für Einsatzgeschädigte“ entwickelt, der bereits zweimal angeboten wurde. Er richtet sich an Bundeswehrangehörige, die im Einsatz eine körperliche Schädigung erlitten haben und nun mit individuellen Bewegungs- und Sportangeboten, medizinischen Untersuchungen und psychologischer Betreuung wieder in den Arbeitsprozess und ihr soziales Umfeld integriert werden sollen und wollen.

Mehr Lebensqualität und mehr Lebensfreude für die Kameraden, die für ihren Auslandseinsatz einen hohen Preis zahlen mussten – auch dies Gründe, warum der Lehrgang „Sport für Einsatzgeschädigte“ zügig in das Programm der Sportschule in Warendorf aufgenommen wurde. Dazu Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis: „Die erfolgreichen beiden Pilotlehrgänge haben uns ermutigt, hier ‚Nägel mit Köpfen‘ zu machen, damit den Kameraden geholfen werden kann.“

Ab Oktober dieses Jahres sollen alle Kräfte und Mittel für das Projekt bereitstehen. 2013 wird dann der dreiwöchige Lehrgang dreimal jährlich angeboten (verbunden mit einem weiteren, ambulanten Behandlungsangebot). Zusätzlich wird es einwöchige Kurzlehrgänge „Spezielle Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ geben.

Vor kurzem besuchte Martina de Maizière, Ehefrau des Verteidigungsministers, Warendorf. An der Sportschule ließ sich die Sozialpädagogin, die sich der Unterstützung versehrter Soldaten und deren Familien verschrieben hat, ausführlich über das neue Lehrgangsangebot informieren. Es ist kein Zufall, dass sich ihr Mann für eine Behinderten-Sportfördergruppe der Bundeswehr stark macht.


Unsere Bilder zeigen:
 
1. Tina Dietz (rechts) aus der Sportfördergruppe Frankfurt/Oder und Franziska Weber nach ihrem Olympiasieg im Zweier-Kajak auf dem Dorney Lake.
(Foto: The London Organising Committee of the Olympic Games and Paralympic Games Limited)
 
2. Verteidigungsminister Thomas de Maizière mit dem Stabsgefreiten Marcel Nguyen – der Kunstturner holte in London am Barren sowie im Mehrkampf Silber.
(Foto: Torsten Rütters/Bundeswehr)
 
3. Doppelmedaillengewinnerin Tina Dietz – die Sportsoldatin gewann bei den Olympischen Spielen in London neben Gold im Zweier-Kajak auch Silber im Vierer-Kajak.
(Foto: Torsten Rütters/Bundeswehr)

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